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Von Santiago zum Nordkap: Tag 120 – Gunnarsby – Fagervik ca. 56 km/6481 km
Fuchs & Hase
Als ich die Augen öffne, werde ich schon von den Sonnenstrahlen geblendet. Ich schaue aus unserer Schutzhütte hinaus auf das Feld mit dem dahinter liegenden Wald. Schon bald kommen die Pferdchen wieder neugierig zu uns. Ihr Schmatzen hat uns gestern noch in den Schlaf begleitet. Wir kochen uns wie üblich einen Kaffee, bleiben aber in unseren Schlafsäcken und genießen den Ausblick in die Natur. Auf einmal entdecken wir einen Fuchs, der nicht weit von uns am Rand der Wiese schleicht. Viel weiter in der Ferne scheinen auch ein paar Rehe zu sein.
Als wir den Weg aus dem Wald geschafft haben, müssen wir zusätzlich noch ein paar Kilometer zurück zur Eurovelo 10, unserer Route. Schnell bemerken wir, dass es mit der Jacke zu warm und ohne Jacke zu kalt ist. Es ist zwar ein Sonne-Wolken-Mix, aber ordentlicher und kalter Gegenwind. Bei nur 12 Grad ab und zu etwas ungemütlich. Für unsere Mittagspause suchen wir deshalb einen windgeschützten Platz am Waldrand, direkt neben der Straße. Das ist hier kein Problem, da lediglich alle halbe Stunde mal ein Auto vorbeikommt.
Heute sind wir auf einer kleinen Landstraße unterwegs, die sich durch die Felder und Wälder schlängelt. Ab und zu kommen wir an einzelnen Häusern und kleinen Ortschaften vorbei. Man sieht nur wenige Menschen. Plötzlich rennen zwei Tiere von einem Grundstück aus auf uns zu. Wir erschrecken uns und scheren nach links aus. Die Tiere erschrecken sich auch und scheren nach rechts aus, nachdem sie uns kurz, in Schockstarre verharrend und mit großen Ohren, anglotzen. Wir denken im ersten Moment, es kommen zwei Hunde auf uns zugerannt, dabei sind es zwei riesige Hasen. Sie hoppeln schleunigst davon und wir radeln weiter unseres Weges.
In einem größeren Ort machen wir eine Kaffeepause und finden einen windgeschützten Platz hinter einer geschlossenen Bar am Hafen. Kaum haben wir es uns gemütlich gemacht, kommt ein Van vorgefahren. „Ohoh“, denken wir und warten, was passiert. Der Mann steigt aus, holt etwas aus dem Kofferraum und trägt es an uns vorbei auf die Terrasse. Er grüßt freundlich und holt weitere bepflanzte Blumentöpfe aus dem Auto, die er nach und nach auf der Terrasse verteilt. Er scheint also ein Lieferant zu sein und ignoriert uns einfach.
Nach dem Kaffee kommen wir noch kurz mit einem Finnen ins Gespräch und dann geht es weiter gegen den Wind. Langsam fangen wir schon an, Ausschau nach einem Schlafplatz zu halten. Überraschenderweise geht es heute relativ schnell und wir finden einen tollen Platz am See.