Überspringen zu Hauptinhalt

Auf dem GR 11 in den Pyrenäen – Etappe 1

Achtsamkeit

Um 6 Uhr geht das Licht an und es wird dezente Musik gespielt. Alle rascheln herum und packen ihre Sachen zusammen. Beim Frühstück versprühen die beiden Frauen schon eine freudige Energie. Es herrscht eine gespannte Aufbruchstimmung. Bevor ich losgehe, macht die eine Herbergsmutter noch ein Bild von mir, nimmt mich herzlich in den Arm und wünscht mir einen guten Weg.

Im Regencape stapfe ich durch die Stadt. Momentan ist eine trockene Phase, aber diese hält nicht lange an. Plötzlich gießt es wie aus Eimern. Für einen Moment stelle ich mich unter. Schnell ist alles vorbei und ich gehe weiter, bis ich aus der Stadt heraus bin. Dann geht es direkt, ohne Umweg, steil bergauf. Zum Auftakt warten 342 Stufen einer Treppe auf mich. Danach geht es über sandige Pfade und Geröll durch den Wald immer weiter hoch. Durch den Regen ist der Untergrund aufgeweicht und glatt. Ich setze achtsam einen Fuß vor den anderen.

Auf der ersten Anhöhe begegne ich ein paar sehr neugierigen Pferden. Sie kommen ganz nah an mich heran und stubsen mit ihrer Schnauze gegen meineHand, die ich vorsichtig ausstrecke. Einige Meter werde ich sogar noch von ihnen begleitet.

Am Nachmittag finde ich eine reife Feige und später auch einen Pfirsich am Wegesrand. Der Weg hat es in sich. Immer wieder werde ich von heftigen Schauern durchnässt. Es geht steil bergauf und steil bergab. Über Almwiesen, wo ich neugierig von den Bergziegen beobachtet werde, Schotterpisten und Waldwege. Teilweise ist der Weg nur 30 cm breit und führt durch dichtes Gestrüpp aus Farn und Brombeersträuchern.

Am späten Nachmittag folgt der letzte steile Abstieg. Ich habe schon längst meine Kapazitäten überschritten und spüre deutlich meine Knie und Hüften. Ein geeigneter Platz für mein Zelt hat sich bisher noch nicht aufgetan, also laufe ich immer weiter. Irgendwann erreiche ich endlich den einzigen Ort auf dieser Etappe und suche nach der Herberge. Fehlanzeige. Es gibt nur Hostels, die ausgebucht sind. Für einen Zeltplatz müsste ich jetzt noch einige Kilometer weiterlaufen, das wäre ziemlich unvernünftig. Also entscheide ich mich für ein Hotelzimmer und genieße bei diesem Regenwetter etwas Luxus.

Vera ist in Bera (Vera)
342 Stufen
Belohnung zum Tagesabschluss
An den Anfang scrollen
Suche