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Etappe 47

San Sebastian  – Deba  ca. 48 km

Ein facettenreicher Tag!

Schön früh werden wir wach, da die anderen 2 Pilgerinnen, die mit uns im Raum sind, schon früh anfangen zu rascheln. Das gehört zum Pilgerleben in einer Herberge dazu. Im Aufenthaltsraum nehmen wir unser Frühstück ein und ziehen uns 3 Kaffee aus dem Automaten. Schon um 9 Uhr geht’s heute los. 50 m um die Ecke und gleich steil bergauf! Uiuiui…. Nach 10 Minuten sind wir komplett nass geschwitzt und außer Atem ,,oben“ angekommen. Ein Gitter erschwert uns das Weiterkommen und wir müssen die Räder komplett entladen und hochwärts hindurch manövrieren. Ein Mountainbiker zeigt uns, wie das geht, und beschreibt uns den Weg. Wir können also sicher sein, dass wir mit unseren Rädern den Weg befahrenen können. Die Absperrung hat uns schon etwas verunsichert. Von oben bietet sich uns ein toller Blick auf San Sebastian und der Morgendunst hängt noch in der Luft. Weiter geht’s auf einem kurzen, schlammigen, steilen und engen Abschnitt, auf dem wir schieben müssen. Was wir zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise nicht wissen: Das Schieben, das Steile und der Schlamm werden heute nicht das letzte Mal gewesen sein.

Kilometerweise geht es immer weiter bergauf. Irgendwann sind wir dann endlich ganz oben, gefühlt schon über den Wolken. Ein grandioser Blick eröffnet sich uns über die Berge und den Atlantik. Dann endlich abwärts. Nach unserer Mittagspause entscheiden wir uns dann, den Camino kurz zu verlassen und direkt an der Küste entlang zu fahren. Dieser Abschnitt ist unbeschreiblich! Links von uns erheben sich die steilen Berghänge und rechts rollen die perfekten Wellen des Ozeans auf uns zu und brechen mit voller Wucht an der zerklüfteten Küste und wir fahren mitten zwischendurch. Gänsehaut pur! Nachdem wir den Fluss ,,Santiago“ überquert haben, wird es nochmal richtig anstrengend! Steil, steiler, am steilsten…. immer wieder müssen wir schieben und der rutschige Untergrund macht es nicht leichter. Wir müssen die Fahrräder sogar einmal eine Treppe hoch tragen.

Vor 2 Jahren befand ich mich im selben Ort in der gleichen Lage, nur zu Fuß. Ich suchte eine Unterkunft und alles war belegt. Da bleibt einem als Pilger nichts anderes übrig, als weiter zu gehen. Heute ist es ähnlich, nur dass die meisten Herbergen einfach geschlossen sind: entweder wegen Corona oder weil die Saison schon fast vorbei ist. Wir fragen Tante Google nach einer Pension in der Nähe und schleppen uns mit letzter Kraft durch einen Wald den schlammigen, steinigen Berg hinauf. Auf einmal ein Bauernhof, das soll es sein??!! Wir sind skeptisch. Als wir um das Gebäude herum gehen, entdecken wir den Eingang. Kein Mensch weit und breit. Wir klingeln und ein Mann öffnet uns die Tür. Er sagt, es gibt noch ein freies Zimmer. Puh, sind wir erleichtert! Heute war es wirklich eine Herausforderung für den ganzen Körper, aber auch für den Geist.

Erkenntnis des Tages: Dieser Camino ist per Fahrrad nur mit einem sehr starken Willen und sehr viel Durchhaltevermögen zu bewältigen. Oder mit einem guten Grund im Gepäck!

Jetzt ist es nicht mehr weit.
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