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Etappe 49

Gernika – Pobeña ca. 57 km

Schön & hässlich

Die Nacht war etwas unruhig, da irgendwo im Haus scheinbar eine Pilgerparty stattgefunden hat und es sehr hellhörig war. Wir krabbeln also etwas gerädert aus dem Bett, packen unsere Sachen und begeben uns nach unten in die Frühstücksbar, die zur Pension gehört. Während des Frühstücks beantworten wir gemeinsam ein paar Fragen zu einem Interview.

Erster Step ist heute Bilbao. Die Fahrt dorthin ist auch schon wieder ein Abenteuer. Der Weg führt fast nur an großen Straßen entlang und wir können kaum glauben, dass das Radfahren hier erlaubt ist. Es ist viel Verkehr und wir teilen uns mit Autos, LKW, Motorrädern, aber auch anderen Radfahrern diese Straße. Es gibt auch Schilder, auf denen steht, dass Autofahrer einen gewissen Abstand zu den Radlern halten müssen. Das beruhigt. Wir stellen auch fest, dass die Mentalität hier im Verkehrsgeschehen viel rücksichtsvoller ist. Bei uns wäre so etwas unvorstellbar! Mit der Zeit fassen wir immer mehr Vertrauen in diese ungewohnte Situation. Eine Frau ruft wieder aus dem Auto: ,,Bravo“! Andere Rennradfahrer heben den Daumen und feuern uns an, wenn sie uns bergauf mit ca. 10 kmh locker überholen. Nach den ersten 34 km haben wir Bilbao endlich erreicht und genießen unsere Mittagspause in dem einzigen veganen Restaurant dort und anschließend ein wenig Sightseeing. Leider ist zu wenig Zeit, aber wir sehen immerhin das Guggenheim Museum von außen und den riesigen Blumenhund ,,Puppy“. Die Stadt hat so viel Schönes zu bieten, aber der Abschnitt zwischen Bilbao und Portogalete ist unglaublich hässlich. Genau diesen Abschnitt habe ich vor zwei Jahren mit dem Zug übersprungen, da damals meine Gelenke schmerzten und mir jemand den Tipp gab, dass es sich eh nicht lohnt, diesen Teil des Caminos zu gehen. Nun gut, ich habe es hiermit nachgeholt. Man sieht lauter Ruinen, Industrie, Bauschutt und Geisterhäuser. Bei dem bedeckten Himmel wirkte heute alles noch trübseliger.

Was uns aber wieder aufmuntert, sind die Schwebefähre und die Rollbahn in einer sehr steilen Straße, die uns nach oben befördert. Welch Freude! Wir folgen weiter den gelben Pfeilen bis Pobeña. Es geht moderat rauf und runter, leider immer neben einer Autobahn entlang. Dafür aber auf einem eigenen Radweg, bis wir die schöne Bucht erreichen. Leider ist die Herberge auch geschlossen und wir müssen noch ein Stückchen weiter fahren. Da wir mit den Fahrrädern leider nicht auf dem Panoramaweg fahren können, weil er durch Treppen unterbrochen ist, folgen wir der Landstraße. Diese kleine fiese Straße hat es wirklich in sich! Es sind nur noch 5 km bis zur Unterkunft, aber auf diesem letzten Stück lassen wir all unsere Kräfte. Teilweise ist es wieder so steil, dass wir schieben müssen. Komplett nass geschwitzt und entkräftet erreichen wir die Unterkunft. Sehr einfach, aber ausreichend. Wir bekommen zum Abendmenü, das wir mit lauter Arbeitern einnehmen, eine ,,vegane extra Wurst“. Der Koch zaubert uns ein Steak aus Pilzen und wir freuen uns wie Bolle darüber! Unsere Räder dürfen wir über Nacht in der Rezeption unterbringen. Tja, hier ist eben alles etwas anders.

Erkenntnis des Tages: Andere Länder, andere Sitten.

Vor dem Guggenheim Museum in Bilbao.
Geisterhaus
Bucht von Pobeña
Puppy, der Blumenhund.
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