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Etappe 59

Ribadeo – Abadín ca. 58 km

Ketchupphänomen – heute wieder alles!

Als erstes haben wir heute Morgen einen Regenbogen sehen dürfen, der im Atlantik versank. Der Sturm hat sich heute Nacht ausgetobt, so dass das Wetter und wir wieder entspannter sind.

Regenbogen auf dem Camino del Norte

Das Frühstück hat uns auch zufrieden gestellt und die gute Fee des Hauses hat gestern noch unsere Wäsche gewaschen, getrocknet und zusammen gelegt. Wir wollten das heute morgen bezahlen, durften wir aber nicht. Unsere Freude darüber ist groß und wir lernen anzunehmen.

Das erste Stück führt uns noch eine ganze Weile an der Küste entlang und wir genießen es nochmal in vollen Zügen, denn heute biegen wir ja schon ab und verlassen die Küste. Es werden uns noch unglaublich schöne Buchten präsentiert und das Wasser ist noch sehr aufgewühlt und beeindruckend.

Ribadeo Camino del Norte
Camino del Norte mit dem Fahrrad

Als nächstes passieren wir die hoffentlich letzte Brücke vor Santiago de Compostela, als wir von Asturien nach Galicien kommen.

Es ist so schmal, dass ich schnell wieder beide Hände ans Lenkrad genommen habe. Zum Glück kam uns niemand entgegen.

Brücke in Ribadeo

Dann haben wir heute die 3600 km Marke geknackt und haben im Prinzip das ,,Soll-Muss-Kann“ erfüllt.

3600 km mit dem Fahrrad

An einer Weggabelung begegnen wir einer älteren Dame, die uns 4 Äpfel aus ihrem Garten schenkt und fragt, ob wir auch genug Wasser haben. Kurz darauf fängt es plötzlich an zu regnen und wir stellen uns bei einem Haus unter den Balkon. Da öffnet sich die Tür und ein Kopf schaut um die Ecke. Wieder eine Señora, die uns anbietet, dass wir uns in ihrem Windfang unterstellen. Wir nehmen dieses Angebot gerne an und plaudern ein wenig mit ihr. Sie sagt, für sie wäre das nichts, was wir machen, aber sie fände es toll und würde es sehr bewundern. Schnell ist es wieder trocken und mit guten Wünschen von ihr machen wir uns wieder auf den Weg.

Radeln auf dem Camino del Norte

Wir peilen ein bestimmtes Restaurant für unsere Mittagspause an, das mit den Öffnungszeiten, der Wetterlage und dem Essensangebot für uns übereinstimmt. Bald schon erreichen wir den kleinen Ort und da steppt aber der Bär. Eine riesige Party, aber man weiß nicht, was gefeiert wird. Laute Musik, viele Menschen und alle Lokale sind überfüllt. Wir fragen überall nach, ob wir etwas zu essen bekommen. Nichts. Die Tische stehen zwar voller Getränke, aber die Küchen sind schon kalt. Nachdem wir nun 8 Wochen Natur um uns hatten und gelegentlich der Verkehr sehr laut war, sind wir sehr überfordert mit diesem Partydorf. In einem Lokal bekommen wir dann doch noch etwas. Hurraaa! Dann fängt es an zu regnen und wir freuen uns, dass unser Plan aufgegangen ist.

Bank für müde Pilger
Eine Bank für Pilger

Und zuguterletzt kommt uns auf dem letzten Abschnitt eine Horde sportlich gekleideter Portugiesen mit ihren Mountainbikes entgegen und grölen, als sie uns sehen. Sie zeigen in die Richtung, in die wir fahren, und lachen sich kaputt. Ich sehe schon, dass es dort seeehr steil hoch geht. Die Horde fährt hinter uns her und feuert uns an. Ich dachte, die machen sich einen Spaß mit uns, doch es stellt sich heraus, dass sie auch auf dem Camino unterwegs sind, sich offenbar verfahren hatten und in dieselbe Herberge wollen wie wir. Als wir erzählen, wie lange wir schon unterwegs sind, kriegen sie sich gar nicht wieder ein uns schütteln die Köpfe. Diese durchtrainierten Jungs! Sie sagen, sie würden es nicht schaffen und wir seien verrückt. Sie versuchen, unsere Fahrräder hochzuheben, und scheitern kläglich, sie amüsieren sich aber auch köstlich. Dann bietet der eine mir sein 8 kg Ultralight Fahrrad an und wir tauschen. Es folgt eine 10 km lange Strecke, die fast nur bergauf geht und das nicht zu knapp!! Als ich mit derselben Kraft dieses Nichts von Fahrrad bewege, merke ich die starke Steigung gar nicht und bin in nullkommanichts von der Gruppe entfernt. Das macht Spaß! Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie der Portugiese sich mit meinem Rad abmüht und seine Kollegen lachen. Das ist eine Gaudi. Josi wird ab und zu berauf angeschoben und auf der größeren Straßen passen die Jungs gut auf uns auf, wenn ein Auto kommt. Wir fühlen uns charmant begleitet und behütet.

An der Herberge angekommen, steht schon ein Auto von deren Team dort mit einer Wassertonne drin, in der ganz viele eisgekühlte Bier Flaschen sind. Wir haben gerade mal unsere Räder angestellt, da haben wir schon eine Flasche in der Hand. Das Abendessen verbringen wir auch noch gemeinsam und wir kommen auch glimpflich davon.

Erkenntnis des Tages: Ein abwechslungsreicher Tag beflügelt die Seele und lässt die Anstrengungen in den Hintergrund treten.

Abschied vom Atlantik
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