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Etappe 63

Santiago de Compostela  ca. 4 km

Licht und Schatten

Zufrieden und glücklich starten wir in den Tag. Wir haben ein passendes Lokal für unser Frühstück gefunden und dürfen unser Gepäck und die Fahrräder im Hotel lassen, bis wir unsere Sachen erledigt haben. Gleich nach dem Frühstück machen wir uns nämlich auf, um unsere Compostela abzuholen. Gut gelaunt schlendern wir durch die quirlige, geschäftige Stadt und der Himmel strahlt uns an.

Dort, wo man die Urkunde bekommt, geht es zu wie beim Amt: Man bekommt eine Nummer und muss warten, bis man dran ist. Wir haben die Nummern 496 und 497. Momentan wird Nummer 267 angezeigt….Wir haben ja Zeit und setzen uns in den großen Garten und machen es uns dort in der Sonne gemütlich. Mit 4 Stunden Wartezeit hatten wir dann aber doch nicht gerechnet.

Als endlich die Glocke läutet und wir rein dürfen, schlagen unsere Herzen schneller. Wir versuchen unabhängig voneinander den jeweiligen SachbearbeiterInnen zu erklären, dass wir in Deutschland von zuhause los und insgesamt 3.786 km gefahren sind. Ungläubige Blicke und Verwirrung. Immer wieder blättert die Frau meine Ausweise mit den Stempeln durch. Dann kommt ihr Kollege und erzählt ihr von dem, was Josi ihm erzählt hat und das ist ja genau das gleiche. Zögerlich werden unsere Urkunden ausgefüllt und alles abgestempelt. Ein bisschen schmunzeln müssen wir schon und als wir sie endlich in den Händen halten, sind wir stolz wie Bolle!

Nun holen wir unsere Sachen und Fahrräder vom Hotel und fahren zum Bahnhof, um endlich unsere Rückfahrt zu organisieren. Wir spüren sofort, wie müde unsere Beine sind. Bei der Information dann das böse Erwachen. Die Bahnverbindungen von Spanien nach Deutschland sind schon super anstrengend und kompliziert, aber mit einem Fahrrad im Gepäck ist es unglaublich kompliziert, denn es muss auseinander gebaut und in eine große Tasche verpackt werden. Wir würden also mit 7 normalen Gepäckstücken und zwei großen Gepäckstücken, nämlich den Fahrrädern, drölfundnümpfzig mal umsteigen müssen, mit unlogischen Verbindungen über Madrid und Barcelona nach Paris, für ziemlich viel Geld. Hinzu kommt, dass dieses Wochenende sehr viele Menschen nach Santiago kommen, weil ein Nationalfest ansteht. Und es gibt pro Zug (!) nur 2-3 Plätze für Fahrräder. Wir bedanken uns für die ausführliche Beratung und setzen uns erstmal frustriert vor dem Bahnhof auf eine Mauer. Verzweifelt sammeln wir alle Optionen, die es gibt, und überlegen, was die beste Lösung für uns ist. Es gibt ja zig Möglichkeiten, das macht es auch spannend und kreativ.

Nachdem sich die ausgewählte Bleibe für heute auch als fahrradfeindlich herausstellt, verschieben wir die Entscheidung der Rückreise auf morgen. Wir müssen unsere Räder nämlich quer durch die Stadt zur Post fahren, um sie dort über Nacht unterzubringen. In dem Zusammenhang fragen wir direkt, ob man die Räder per Post nach Hause schicken kann. Die Antwort ist: ,,Ja, aber nicht nach Deutschland“. Zum Glück bekommen wir eine Alternativadresse dafür. Danach gehen wir zur Kathedrale, um in die Pilgermesse zu gehen. Als wir dort ankommen, ist schon alles voll und wir kommen nicht mehr rein. Weiohwei…..mit Entspannung hat das hier aber nichts zu tun.

Dafür haben wir ein leckeres Abendessen in schöner Atmosphäre und eine unglaubliche Überraschung! Als wir zurück im Zimmer sind, sehe ich, dass wir eine Nachricht von ,,meinem “ Gospel Chor Pahlen bekommen haben. Natürlich öffnen wir sofort und es ertönen vertraute Stimmen und diese singen für uns ,,Oh happy day“! Da ist man soweit von zuhause entfernt und fühlt sich plötzlich ganz heimelig und verbunden. Dieser liebevolle, stärkende und aufmunternde Gruß kam im genau richtigen Moment! Dankeschön!

Erkenntnis des Tages: Es gibt immer eine Lösung, man muss sie nur finden und manchmal findet sie einen.

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