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Vom Nordkap nach Pahlen: Tag 159 – Honningsvåg – Hammerfest ca. 135 km/8905 km
Tierisch nah
Um 3:30 Uhr in der taghellen Nacht klingelt der Wecker. Man hat durch das Licht das Gefühl, dass es schon 7 Uhr morgens ist. Zwei Kaffee und eine Banane müssen für den Anfang reichen. Schnell packen wir unsere sieben Sachen und machen uns auf den Weg zur Fähre nach Honningsvåg.
Auf der wunderschönen, leeren Küstenstraße geht es die 8 km überwiegend abwärts. Es ist windstill, was wir für die Fährfahrt sehr begrüßen. Ein strenger Fischgeruch liegt in der Luft. Ich atme durch den Mund. Ein wenig angespannt sind wir schon, dass wir den Fähranleger rechtzeitig erreichen, und radeln deshalb ziemlich zügig. Natürlich erreichen wir den Hafen rechtzeitig und warten dort mit weiteren deutschen Radreisenden, die noch pünktlicher als wir dort waren.
Der Check-in verläuft relativ flott und unkompliziert. Wir suchen uns einen schönen Platz am Fenster zur rechten Seite. Hier können wir die fantastische Landschaft einfach an uns vorbeiziehen lassen. Als wir noch etwas erschöpft von der kurzen Nacht und den Ereignissen der letzten Tage vor uns hin träumen, sehe ich plötzlich eine Schwanzflosse aus dem Wasser kommen. Aufgeregt sage ich Josi Bescheid. Wir beobachten die Stelle genau und tatsächlich kommt noch ein Kopf heraus und dann sehen wir mehrfach, wie die Fontänen hochspritzen. Wale. Direkt vor uns am Ufer der Steilküste. Wahnsinn! So ein Glück!
Die 5 Stunden Fährfahrt vergehen sehr schnell und wir kommen noch mit einem deutschen Dauerradreisenden ins Gespräch. Er erzählt, dass er keine Wohnung und keine Versicherungen mehr hat und seit bereits 18 Monaten mit dem Fahrrad unterwegs ist und nicht einmal ein Zelt besitzt, nur einen Schlafsack und eine große Plane. Zwischendurch arbeitet er als „IT-Nomade“, wie er selber sagt. Außerdem reist er nur mit Bargeld, das ihm eine Bekannte aus der Heimat dort hinschickt, wo er gerade ist und es benötigt. Hier in Norwegen ist es allerdings schwierig, Geld zu tauschen. Dafür braucht man eine größere Bankfiliale, die hier nur in großen Städten zu finden sind. Aber er schafft es trotzdem, diese Herausforderungen zu meistern. Beachtlich!
Am späten Vormittag erreichen wir dann Hammerfest und sind etwas ernüchtert von dem Anblick der nördlichsten Stadt der Welt. Sie zählt 11.000 Einwohner und besteht überwiegend aus Hafengelände und Plattenbauten. Dafür ist es unerwartet warm, so dass wir direkt wieder in die Sommerkleidung schlüpfen können.
Wir haben noch keinen Plan, wie es von hier aus weitergehen soll, und kaufen erst einmal ein. Danach sitzen wir ratlos und bedröppelt auf einer Bank vor dem Geschäft und überlegen angestrengt, was wir jetzt machen. Schnell sind wir uns einig, dass wir uns hier einen Schlafplatz suchen möchten, und entscheiden uns für den nahegelegenen Campingplatz. Hier können wir vielleicht etwas zur Ruhe kommen und neue Kräfte sammeln.
Am frühen Abend bekommen wir dann noch Besuch von drei Rentieren, die sogar nur einen Meter von uns entfernt stehen bleiben und grasen. Der Campingplatzbetreiber sagt, dass das sehr unüblich und ungewöhnlich sei und die Tiere eigentlich nur oberhalb des Platzes bleiben.
Nach langem hin und her überlegen, Profile checken usw., kommen wir zu der Entscheidung, eine Fähre von Hammerfest nach Harstad zu buchen. Dort ist der Beginn der Lofoten und wir haben auf diese Weise noch zwei Tage, um uns etwas zu erholen.