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Von Santiago zum Nordkap: Start in den Frühling

Frühlingsgefühle

Ein blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, der Duft von frischem Brot und Kaffee steigt uns heute Morgen in den Gassen der Stadt in die Nase. Wir sind auf dem Weg zum Pilgerbüro, um für mich einen Pilgerausweis zu besorgen, denn ich konnte dieses wichtige Dokument weder zuhause noch in meinen Taschen wiederfinden. Ohne Pilgerausweis ist es uns nicht gestattet, in den Herbergen zu nächtigen, was unser Plan für die ersten 2-3 Wochen ist, da es auch hier nachts noch frostige Minustemperaturen gibt. Wir steuern den Platz vor der Kathedrale an und sind sehr beeindruckt von einem einzigen Pilger dort. Kurz darauf kommen wir mit Antonio ins Gespräch und er berichtet mit strahlenden Augen, dass er in Rom losgelaufen ist. Insgesamt 4 Monate hat er gebraucht, um diese Strecke von ca. 2600 km zu Fuß zurückzulegen. Er erzählt uns von einem Kreis, der sich für ihn durch diese Pilgerreise schließt, wenn er in Finisterre angekommen ist. Alte Gewohnheiten abzulegen, war sein Ziel, und somit quasi in diesem Leben „wiedergeboren“ zu werden. Altes loslassen und die Seele von schlechten Gewohnheiten reinigen. Er erzählt uns in einer besonderen Klarheit und Selbstverständlichkeit und lässt uns an seinen Gedanken teilhaben, dass wir ganz gerührt sind. Gemeinsam gehen wir nach einem kleinen Fotoshooting zum Pilgerbüro, denn er möchte natürlich seine Compostela abholen und ich meinen Ausweis. Im Büro sind wir die einzigen Pilger*innen und kommen mit den interessierten Mitarbeitern ins Gespräch. Wir erzählen von unserem Reisevorhaben und schnell entsteht eine prickelnde Stimmung und alle um uns herum sind total begeistert. Wir lachen viel und die Umstehenden schütteln immer wieder den Kopf, um zu signalisieren, wie verrückt und mutig sie unsere Aktion finden. Zum Abschluss nehmen uns alle tatsächlich auch noch in den Arm und wir hören unser erstes: „Buen camino.“

Da unsere Räder noch nicht angekommen sind, nutzen wir diesen Tag weiterhin, um weitere Vorbereitungen zu treffen. Schon bald finden wir ein Geschäft, in dem wir neue Gaskartuschen kaufen können. Am Nachmittag geben wir uns einem ausgiebigen Spaziergang in der Sonne hin. Überall sehen wir die ersten Blüten und es duftet nach frisch gemähtem Gras. Nach dem Einkauf genießen wir die Abendsonne und das Treiben auf den Straßen. Wir sind im Frühling angekommen und ganz langsam kommen wir auch hier an. Die Wärme und das Licht tun uns gut und wir haben das Gefühl, langsam aus dem Winterschlaf zu erwachen.

Antonio allein vor der Kathedrale.
Antonio nicht mehr allein vor der Kathedrale.
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