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Von Santiago zum Nordkap: Tag 100 – Bad Belzig – Potsdam ca. 66 km/5693 km
100 Tage und ein Wiedersehen
Bei traumhaftem Wetter begrüßen wir unseren einhundertsten Tag auf dieser Radreise durch Europa. Es fühlt sich gar nicht an wie eine Europatour, wenn man durch das eigene Land radelt… Es ist noch windstill, die ersten Sonnenstrahlen finden ihren Weg durch das Blätterdach und bilden ein Muster aus Licht und Schatten auf dem Waldboden. Es ist ruhig und friedlich.
Zuerst führt unser Weg weiter durch den Wald und schon bald kommen wir wieder an Häusern vorbei. Da haben wir scheinbar genau das richtige freie Plätzchen für die Nacht gefunden. Es geht heute auf und ab, die Temperaturen steigen und schon bald haben wir wieder Hunger. In einer kleinen Hütte am Wegesrand finden wir einen gemütlichen Platz für unsere Mittagspause. Hier haben sich schon einige Radreisende an den Wänden verewigt. Wir lesen z.B. Salzburg – Nordkap 2021 und fühlen uns verbunden.
Als wir gerade wieder starten wollen, sehen wir, wie sich ein Radfahrer mit Gepäck den Hügel hochmüht. Wir wollen ihn vorbeilassen und warten. Er hält bei uns an und sagt: „Das sieht ja nach einer längeren Tour aus. Von wo nach wo?“ Eifrig erzählen wir von unserer Reise und unterhalten uns ein Weilchen mit ihm. Er selbst fährt den Deutschen Teil vom R1. Der Europaradweg R1 (auch Europa-Radweg R1 oder Euro-Route R1 geschrieben) führt über 4500 bzw. 5100 km als Radfernweg von London in Großbritannien nach Helsinki in Finnland bzw. Moskau in Russland. Das wäre auch ein Teil unserer Route bis nach Helsinki gewesen.
Bis nach Potsdam geht es weiter am Schwielowsee und Templinersee. In Potsdam landen wir am am Potsdamer Brandenburger Tor, vor dem eine kleine Bläserkombi musiziert. Die Musik ist so einmehmend, dass wir anhalten und zuhören müssen. Sofort überschlagen sich die Emotionen. Hier spüre ich wieder einmal deutlich, was Musik bewirken kann, und da wir in dieser Zeit so selten Musik hören, hat sie nun die doppelte Kraft. Nachdem die drei Musiker ihr Konzert beendet haben, fahren wir weiter in den Park Sanssouci und bewundern das Schloss aus der Ferne. Auf einmal entdecken wir den R1-Radler wieder, der dort auf einer Bank sitzt und das Leben genießt. Wir winken uns freundlich zu und schieben weiter durch den Park.
Anschließend führt unser Weg direkt zu einer bestimmten Adresse, denn wir werden heute von einer Camino-Freundin beherbergt, die ich auf meinem letzten Weg kennengelernt habe. Große Freude beim Wiedersehen und ein Rundumsorglospaket erwartet uns bei Silvia. Wir tauschen uns aus und genießen allerhand Leckereien, die sie für uns vorbereitet hat. Ihre Tochter zaubert sogar vegane Snickers! Wir kommen aus dem Schlemmen nicht mehr heraus und fallen nach einem wunderbaren Abend satt und zufrieden ins Bett.
Wir haben alles, was wir brauchen.