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Von Santiago zum Nordkap: Tag 114 – Raben Steinfeld – Wittenburg ca. 45 km/6285 km

Wiedersehen

Der kräftige Wind holt uns aus dem Schlaf und beschert uns ein ungemütliches, kühles Frühstück. Wir sind zwar dick eingepackt, aber lange halten wir es nicht aus. In unserer ausgewachsenen Routine ist schnell alles verpackt. Unsere Befürchtung, den steilen Berg wieder hochfahren zu müssen, den wir gestern zum Campingplatz runtergedüst sind, bestätigt sich zum Glück nicht, denn wir dürfen vorher abbiegen. Das bedeutet allerdings auch, dass wir etwas länger brauchen, um warm zu werden.

Der asphaltierte Radweg führt zuerst am Schweriner See entlang, bis wir die Stadt erreichen. Hier erledigen wir allerhand Einkäufe und decken uns für Finnland ein. Als wir beim Baumarkt gerade unsere Gaskartuschen verstauen, spricht uns eine Frau an, wo wir her kommen und wo die Reise hingeht. Nach unserer Antwort ist sie völlig aus dem Häuschen, wiederholt mehrfach ihre Begeisterung und sagt in der Verabschiedung noch: „Ach herrje, jetzt bin ich ganz aufgeregt.“ Diese Frau hat uns ein weiteres Mal klar gemacht, was für ein Privileg diese Reise ist. Dankbarkeit.

Durch Zufall entdecken wir auch noch einen Fahrradladen und ich frage, ob es spontan möglich sei, meinen neuen Schaltzug nachzujustieren. Ein Mechaniker nimmt sich sofort der Sache an, dreht hier ein bisschen, schraubt dort ein wenig und wünscht uns eine gute Weiterreise. Ich hatte keine Chance zu fragen, was ich ihm schuldig bin.

Nachdem alles erledigt ist, fahren wir zum Schweriner Schloss. Ganz unerwartet trifft uns die Schönheit dieses wirklich beeindruckenden Bauwerks. Aber nicht nur das Schloss, auch sein Garten wirkt mit dem alten Baumbestand fast magisch auf uns. Am Eingang steht eine 150 Jahre alte Hängebuche, die ihre Äste über dem Weg ausbreitet, und man kann gemütlich darunter hindurch spazieren. Nach der Mittagspause im Schlosscafè geht es mit Rückenwind weiter.

Die 30 km vergehen wie im Flug und voller Vorfreude zischen wir durch die Felder und Dörfer. Wir werden heute, nach fast vier Monaten, den anderen Teil der Familie wiedersehen und sind natürlich etwas aufgeregt. Als wir in Wittenburg ankommen, sind wir tatsächlich die ersten. So haben wir genügend Zeit, uns frisch zu machen und zu organisieren. Am späten Nachmittag trifft zuerst Inge ein, eine langjährige Freundin der Familie, und kurz darauf kommen die anderen auf den Parkplatz gefahren. Große Freude, Tränchen kullern und lange Umarmungen folgen. Wir verbringen natürlich einen wunderbaren Abend zusammen und haben Samstag noch einen weiteren, ganzen Tag miteinander, bevor für uns der zweite Teil unserer Reise beginnt.

Frühstück im Wind
Schweriner Schloss
Die Hängebuche
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