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Von Santiago zum Nordkap: Tag 117 – Grammersdorf – Travemünde ca. 14 km/6370 km

Ein Tag wie aus der Ketchupflasche

Mit einem liebevollen Frühstück von Anne werden wir heute Morgen verwöhnt. Wir unterhalten uns ausgiebig über Reiseabenteuer und geben uns gegenseitig Tipps. Anne begleitet uns per Fahrrad bis nach Travemünde, wo wir uns dann von ihr verabschieden. Eine wirklich schöne Begegnung, stellen wir alle drei fest. Auf dem Weg nach Travemünde bekomme ich aus heiterem Himmel eine riesige Ladung Glück verpasst. Ein Vogel hat mich getroffen. Wenn das keine gute Vorbereitung auf die zweite Hälfte unserer Reise ist…

Bevor wir dann zum vereinbarten Treffpunkt mit Josis Mama fahren, decken wir uns mit den letzten Vorräten ein und stopfen unsere Taschen bis kurz vor dem Bersten voll. Während wir wartend an der Promenade sitzen, auf den Hafen schauen und das Treiben beobachten, fragt Josi mich, wie es mir geht. Ich antworte: „Mir ist langweilig.“ Kaum habe ich diesen Satz ausgesprochen, hören wir eine vertraute Stimme hinter uns: „Hola chicas.“ Wir drehen uns um und da steht Uta unerwartet hinter uns. Eigentlich sind wir erst heute Abend mit ihr verabredet, aber sie hat noch etwas in der Stadt zu erledigen und hat uns zufällig entdeckt. Kurz darauf kommt auch schon Josis Mama Dani um die Ecke. Die Wiedersehensfreude ist natürlich riesig und sehr emotional.

Zu dritt schlendern wir bei strahlendem Sonnenschein die Promenade entlang, quatschen, erzählen, genießen die gemeinsame Zeit und lassen es uns gut gehen. Viel zu schnell sind die Stunden vergangen und der Abschied naht. Die Freude auf Finnland lässt die Schwere des Abschieds etwas verblassen. Mit lächelnden Gesichtern und mit Glück erfüllt stehen wir am Straßenrand und winken Mama Dani hinterher.

Direkt im Anschluss gehen wir zu dem Restaurant, in dem wir uns für den letzten Abend mit Uta verabredet haben, bevor sie uns zur Fähre bringt. Während wir in entspannter Atmosphäre unsere Bestellungen aufgeben, kommt plötzlich eine Nachricht von Fabian und Maike (die wir bereits in Italien getroffen haben), dass sie gerade im Blog gelesen hätten, dass wir in Travemünde seien und sie sich zufällig auch gerade dort befänden. Wir schauen uns verdattert an und können diesen Zufall gar nicht fassen. Es dauert keine 5 Minuten, da stehen sie auch schon vor uns. Die Stimmung und Freunde ist natürlich überschwänglich und wir sind zu diesem Zeitpunkt sicherlich die lautesten Gäste im Restaurant. Wir laden die beiden an unseren Tisch ein und sind immer noch von diesem Zufall beglückt. Wir haben ja schon öfter solche „magischen“ Momente auf Reisen erlebt.

Es wird fröhlich erzählt und gelacht, bis wir dann wieder eine vertraute Stimme neben uns hören: „Ist hier noch was frei?“ Wir drehen uns um und sehen Josis besten Freund Fabi, der urplötzlich wie aus dem Nichts da steht. In diesem Moment erleben wir ein seltenes Ereignis, denn Josi ist tatsächlich für mehrere Sekunden sprachlos. Wieder wird sich lange umarmt, wieder fließen Freudentränen und die Stimmung ist ausgelassen. Nun ergibt natürlich auch alles einen Sinn und die „magische“, zufällige Begegnung mit den Dreien entpuppt sich als abgekarteter Plan 😉 Diese Überraschung ist definitiv gelungen!

Nach dem Essen und einer intensiven Stunde bringt Uta uns zum Skandinavienkai. Wir sind froh über ihre Funktion als Guide, da sie sich hier in ihrer alten Heimat bestens auskennt. So brauchen wir einfach nur hinterher fahren und können noch etwas nachwirken lassen. Wir sind eh noch viel zu voll von den Eindrücken und Emotionen des Tages, dass wir diesen Weg bestimmt nicht alleine gefunden hätten. Die drei Freunde aus Kiel kommen mit dem Auto zum Check-in, wo wir dann endgültig Abschied nehmen. Auch wenn er schwerfällt, die Freude auf das Neue und die Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit überwiegen.

In wunderschönster Abendstimmung radeln wir zum Kai und begeben uns mit vielen Autos, Campern und LKW in Warteposition. Alles verläuft einfach und reibungslos. Immer noch mit dem Nachhall des Tages in uns stehen wir nun da und warten, dass wir auf das Schiff dürfen. Dann nach einer Stunde endlich das Zeichen und wir fahren in der Dunkelheit die riesige Rampe hinauf und in den Schiffsbauch hinein. Unser Fahrradparkplatz ist ganz am Ende der Halle zwischen Werkzeug, Gabelstapler, Mülltonnen & Co. Als wir endlich 2 Decks höher in unserer Kabine sind, die wir tatsächlich nur für uns haben, sind wir heilfroh und sehr erschöpft, aber überglücklich. Das Ablegen verschlafen wir.

Heute war mal wieder einer dieser Tage, an dem alles auf einmal kam. Die Herzen sind weit.

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