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Von Santiago zum Nordkap: Tag 121 – Fagervik – Pruukki ca. 67 km/6548 km

Ein goldiger Junge

Wir kommen heute nicht aus dem Bett. Es windet wieder ordentlich und wir mögen nicht in die durchdringende Kälte. Es ist so warm und gemütlich im Schlafsack. Irgendwann schaffen wir es doch aufzustehen. Es sind 11 Grad – gefühlte 8 Grad. Wenn sich die Sonne zeigt, geht es einigermaßen, denn ich habe mir alle Jacken übereinander angezogen. Im Zelteingang ist es durch den Windschutz angenehmer für Josi.

Kaum sind wir unterwegs, fängt es an zu regnen. Nur ein Schauer, dann kommt die Sonne wieder raus. Ein bisschen wie bei uns im April. Die Straße geht hoch und runter, wir genießen die Natur und müssen ab und zu auch wieder schieben. Teilweise gibt es 13 % Steigung, aber diese sind hier meist kurz und knackig.

Als wir anhalten, um uns zu orientieren, hält ein Junge auf seinem Rad an und fragt uns, ob alles in Ordnung sei und ob wir Hilfe bräuchten. Wir beruhigen ihn und sind total gerührt von diesem goldigen Jungen. Kurz danach kommen wir in einen Platzregen und unsere Hände werden durch den Wind eiskalt. Zum Glück erreichen wir schon bald ein Restaurant, in dem wir uns aufwärmen und wieder am Buffet stärken können. Zwei Stunden verbringen wir in dem gemütlichen Lokal und warten die meisten Schauer ab.

Während wir unsere Räder wieder startklar machen, spricht uns eine Frau an. Als wir alles wichtige erwähnt haben, sagt sie: „Wow! You are very brave.“ Sie bedauert ein wenig, dass wir momentan so kaltes Wetter haben, und gibt uns ein paar warme Wünsche mit auf den Weg.

Wir steuern direkt eine Schutzhütte an, die in 18 km zu erreichen ist. Dafür müssen wir allerdings unsere Route verlassen. Als wir dort ankommen, finden wir einen wunderschönen Platz am See vor, doch die Kota ist leider nur zum grillen gedacht und nicht zum nächtigen. Nicht einmal Platz, um das Zelt aufzustellen, finden wir dort. Sehr schade. Durchgefroren schwingen wir uns wieder auf die Fahrräder und beneiden ein wenig das Paar, das uns aus ihrem Wohnmobil, das dort steht, zuwinkt.

Es dauert nicht lange und wir sind wieder warm. Nachdem wir einen abenteuerlichen Pfad durch den Wald nehmen müssen, um nicht den ganzen Weg wieder zurückzufahren, erreichen wir bald eine Hauptstraße und sind wieder auf unserer Route. Leider ist hier ungewöhnlich viel Verkehr und wir fühlen uns zunehmend unwohl und unsicher. Autos und LKWs rauschen mit mindestens 80km/h an uns vorbei wie in Spanien. Man kann nicht sagen, dass uns das besonders abgehärtet hätte. Nach ein paar anstrengenden Kilometern biegen wir links ab und genießen die Verkehrsfreiheit und Ruhe. Der Tag hat sich ziemlich in die Länge gezogen und wir finden endlich einen Schlafplatz neben einem Erdbeerfeld. Wer kann das schon von sich sagen.

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