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Von Santiago zum Nordkap: Tag 124 – Harvaluotu – Lillandet ca. 62 km/6715 km

Überfluss

Endlich – die seit fünf Tagen ersehnte Sommertemperatur ist da! Wir können entspannt am Strand sitzen und unser Frühstück genießen. Der Wind frischt zwar im Laufe des Morgens auf, aber es bleibt erträglich für kurze Hosen. Zum Abschied winken uns wieder einige Camper zu und wünschen uns weiterhin eine gute Reise.

Nach 20 km erreichen wir dann wirklich die Schären-Ringstraße und – welch Zufall – sie ist sogar total gut ausgeschildert. Auf einem extra Radweg werden wir neben der stark befahrenen Straße entlang geführt. Anfangs ist es noch laut und man erkennt noch nicht viel von der Schönheit dieser Straße.

Im nächsten größeren Ort finden wir wieder ein Restaurant mit einem Buffetangebot. Jetzt nur noch 11 € p.P. Es wird von Mal zu Mal günstiger. Man erzählt uns, dass dieses Restaurant das beste Preis- Leistungs-Verhältnis weit und breit hat. Was für ein glücklicher Zufall, dass wir es entdeckt haben. Während des Essens gibt es plötzlich einen lauten Knall, so dass das ganze Gebäude erschüttert wird. „Als hätte jemand ein Klavier auf dem Dachboden fallen lassen“, sagt Josi. Alle Gäste und die Mitarbeiter bleiben ganz ruhig. „Ok, kein Grund zur Sorge“, denken wir. Später werden wir den Grund der Erschütterung noch erfahren. Zum Nachtisch bekommen wir auf die Frage, ob es auch eine vegane Dessertoption gibt, extra einen veganen Zimtbrownie (warm gemacht) mit Himbeersoße und Schlagcreme! Ein Paar am Nebentisch spricht uns nach dem Essen an, gibt uns sogar noch ein paar weitere Tipps für Finnland und sagt, dass wir uns unbedingt den Kalksteinbruch im Ort anschauen sollten. Aha, daher der Knall! Hier wird täglich noch regelmäßig zu bestimmten Uhrzeiten gesprengt.

Nachdem wir wieder rund und satt sind, machen wir uns auf den Weg zum Kalksteinbruch, der 2 km lang und 500 m breit ist. Seit 120 Jahren wird hier industriell abgebaut, existieren tut der Steinbruch aber bereits seit dem 14. Jahrhundert. Man kann von oben hineinschauen. Sehr beeindruckend!

Die Strecke hat nach wie vor einige Steigungen in sich und der Wind kommt immer noch von vorne (Tag 6 mit Gegenwind). Am späten Nachmittag sind wir schon ziemlich erschöpft und fangen mit der Schlafplatzsuche an. Die ersten beiden Plätze entpuppen sich als Privatgrundstücke und es findet sich niemand, den wir fragen könnten, ob wir hier bleiben dürfen. Also wieder zurück zur Hauptstraße. Dann die dritte Variante, wieder links ab in einen kleinen Weg. Hier finden wir ein vielversprechendes Plätzchen am Wasser, mit Strand und einem Grill. Auf einem Schild steht sogar, dass es zwei Stellplätze für Camper sind. Das wirkt auf uns sogar offiziell. Als wir gerade den Platz für unser Zelt vorbereiten, hält ein Auto und eine Frau steigt aus. Sie weist uns freundlich darauf hin, dass hier das Campieren nicht erlaubt sei. Wir fragen sicherheitshalber noch einmal nach, ob das auch für Zelte gilt, da ja eigentlich überall das Jedermannsrecht gilt. Sie schüttelt den Kopf und mit hängenden Schultern und Fragezeichen im Kopf weichen wir wieder. Dieses Mal fahren wir aber nicht zurück zur Hauptstraße, sondern folgen weiter dem Feldweg. Irgendwann landen wir wieder auf einem Privatgrundstück mit Strand und Steg. Ich sehe eine Frau durch den Garten zu ihrem Auto gehen. Bevor sie wegfährt, sprechen wir sie an, ob wir hier auf ihrem Grundstück für eine Nacht unser Zelt aufschlagen dürfen. Sie willigt sofort ein und möchte sogar noch wissen, wo wir her kommen und was wir machen. Sind wir froh und dankbar! Während wir unserer Routine mit dem Zeltaufbau nachgehen, kommt auf einmal der kleine Hund von ihr angerannt und möchte mit uns spielen. Er hält uns ein wenig auf Trapp und wir werfen Stöckchen, bis sein Frauchen ihn wieder abholt. Wir sitzen noch lange in der Abendsonne und schauen auf den See. Ein Tag im Überfluss geht zuende.

Guten Morgen, Finnland!
Der Kalksteinbruch
Schärengarten
Erste Fährüberfahrt
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