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Von Santiago zum Nordkap: Tag 129 – Saukonpirtti – Reposaari ca. 66 km/7035 km

Ein nächtliches Horrorszenario

Während der gestrigen Einschlafphase gegen 23 Uhr hörten wir plötzlich Motorengeräusche, die schnell immer näher kamen. Angespannt lauschten wir, was passiert. Das knatternde Gerät, wahrscheinlich ein Trike, kam tatsächlich direkt neben unserem Zelt zum Stehen. Offenbar zwei männliche Personen stiegen ab, unterhielten sich laut und klapperten mit ihren Sachen herum. Vermutlich Angler. Wir hörten noch, wie sie den Trampelpfad zum Wasser gingen. Zum Glück ist Angeln ein leiser Sport. Kaum waren wir endlich eingeschlafen, hörten wir sie eine Stunde später wieder herauf kommen und davonbrausen. Da wir durch den Lärm eh wach geworden sind, nutzten wir die Gelegenheit, um noch einmal die Blase zu leeren. Es war bereits 00:00 Uhr und über dem See zeigte sich eine nächtliche Sonnenuntergangsstimmung. Das konnte ich nicht ignorieren, schnappte mir mein Smartphone und lief zum See hinunter, wo eben noch die Angler waren. Es war ganz still, nur ein Summen irritierte mich sehr. Als ich vor mir in den See schaute, erschrak und ekelte ich mich zugleich. Eine Gänsehaut lief mir über den ganzen Körper. Vor mir an der Wasserkante tummelten sich zigtausende Mücken im flachen, ruhigen Wasser. Ein brauner, wimmelnder und surrender Streifen entlang des Strandes. Jetzt verstand ich, warum die Angler wieder so schnell verschwunden waren. Ich sah zu, dass ich da weg kam! Zum Glück war es hell genug, dass ich den Weg gut sehen konnte. Wieder im Zelt schüttelte es mich noch immer. Das war eine Szene wie aus einem Horrorfilm.

Der Rest der Nacht war ruhig und ich hatte auch keine Albträume. Am Morgen scheint sogar die Sonne auf den Platz, wo unser Zelt steht. Wir haben lange geschlafen und kommen erst um 11:30 Uhr los. Ein paar Kilometer wieder zurück durch den Wald, am dunklen Moorloch vorbei, das mich nach dieser nächtlichen Horrorszene noch mehr gruselt. Irgendwie fühlen wir uns in diesem Wald etwas unwohl und sind froh, als wir endlich wieder an der Hauptstraße sind. Nachdem wir diese ein paar Kilometer entlangfahren müssen, geht es weiter auf einer schmalen Landstraße mit weniger Verkehr. Der Wind ist heute mäßig und es ist wieder wärmer geworden. Das entspannt uns sehr.

In einem Dorf wollen wir Wasser auf einem Friedhof abzapfen, aber es schmeckt rostig. Also gehen wir zum Restaurant gegenüber und fragen nach Wasser. Josi darf ihre Flaschen noch füllen, ich aber nicht. Hmmm…. Ein Paar am Tisch erklärt uns, wo der nächste Supermarkt ist, und eine Frau, die im Auto sitzt, gibt uns den Tipp, dass dort ein Sommerfest sei und es kostenlose Würstchen und Kaffee gebe. Na, dann los. Das Fest ist als solches für uns nicht erkennbar, denn es stehen drei Stände vor dem Supermarkt auf dem Parkplatz. Wir kaufen Wasser und nehmen einen Kaffee.

Der Tag vergeht schnell und es läuft heute leicht. Irgendwann müssen wir über einen Damm mit Brücke, wo es ordentlich pustet, aber es ist kurz vor unserem Ziel und deshalb nicht mehr so schlimm. Der Campingplatz, den wir ausgesucht haben, ist klein und fein. Wir sitzen noch lange auf den Felsen und genießen die Sonne und den Blick auf das Wasser, das spiegelglatt ist. Wunderschön!

nachts um 00 Uhr
morgens um 8:30 Uhr
Trockentoilette
Holzkirche
Feierabend
Schwäne
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