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Von Santiago zum Nordkap: Tag 13 – Morille  – Calzada de Béjar ca. 57 km/531 km

Arme Schweine am Valentinstag

Der Morgen beginnt mit einem kleinen Geschenk. Antonio, der Pilger, der mit uns in der Herberge ist, schenkt uns zwei selbst gebastelte, typische, gelbe Caminopfeile (Anstecknadel) mit dem Namen der Stadt, aus der er kommt. Unsere Glücksbringertasche füllt sich mehr und mehr.

Im Frühstücksraum ist es genauso kalt wie draußen, aber wir können es inzwischen gelassen sehen. Josi macht Scherze und fächert sich mit einem Tupperdosendeckel Luft zu, um in geballter Ironie darzustellen, wie kalt es wirklich ist. Die darauf folgende Lachsalve wärmt uns ein wenig. Sehr ambitioniert planen wir beim Kaffee unsere heutige Etappe und wollen es mit 70 km versuchen.

Von der Unterkunft aus geht es direkt bergauf. Schon bald stellt sich heraus, dass wir die Strecke heute doch lieber verkürzen. Der Weg führt uns zwar über eine wunderschöne Landstraße, die von Mauern aus aufgeschichteten Schiefersteinen besäumt ist, aber es geht weiterhin permanent ein wenig bergauf. Hinzu kommt auch noch Gegenwind. Den hatten wir eigentlich nicht vermisst. Nach den ersten 30 km brauchen wir eine ausgiebige Mittagspause. Wir finden ein eigentlich sehr schönes Plätzchen auf einer Bank am Wegesrand bei einem Friedhof, kurz vor einem Ort. Gerade haben wir es uns gemütlich gemacht und alles ausgepackt, da hören wir lautes Gequieke und Schreie von Schweinen. Erst jetzt wird uns klar, dass wir uns nicht weit von einem Schweinemasthof/Schlachthof befinden und nehmen auch in diesem Moment erst den Geruch der Tiere wahr. Die Schreie verstummen abrupt. „Ein Grund mehr, vegan zu bleiben“, sagt Josi betroffen. Wortlos füllen wir unsere Mägen und wollen einfach nur schnell weiter. Beim Verstauen der Sachen dann wieder diese Schreie, die abrupt wieder verstummen…..Als wir an der Anlage vorbei fahren, lesen wir auf dem Firmenschild, dass hier die armen Schweine im großen Stil verwertet werden und dann irgendetwas mit „Gourmet“ dabei herauskommt. Wir sind froh, als wir den Ort endlich hinter uns lassen können.

Latent geht es immer weiter bergauf und der Wind lässt nicht nach. Dafür sehen wir endlich wieder Berge vor uns, die das Landschaftsbild interessanter machen. Als es dann endlich bergab geht, müssen wir tatsächlich immer wieder abbremsen, weil die Straße so holperig ist, dass man es in der gesamten Wirbelsäule, bedonders im Nacken, spürt.

Die Herberge befindet sich in einem alten Kornspeicher und ist rustikal gemütlich. Die Grundtemperatur stimmt und mit uns ist noch ein Pilger aus den Niederlanden in der Herberge. Er erzählt, dass die Via de la Plata sein sechster Camino sei und er in den letzten 14 Tagen nur acht weitere Pilger auf dem Weg getroffen hat. Am Abend erfreuen wir uns zur Feier des Valentinstages an einem leckeren Pilgermenü mit Linsensuppe nach deutscher Art.

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