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Von Santiago zum Nordkap: Tag 130 – Reposaari – Kiili ca. 73 km/7108 km
Seid ihr weit weg von zuhause?
Mit Partytrubel werden wir in den Schlaf begleitet. Eine Truppe hat sich hier mit ihren Oldtimern getroffen und feiert offenbar ordentlich ab. Die Ohrstöpsel helfen nur bedingt, aber irgendwann ist auch auf den finnischen Campingplätzen Nachtruhe.
Am Morgen kommt Josi etwas bedient vom Klo und berichtet mit angewidertem Gesicht, dass sich auf der Toilette wohl jemand ins Waschbecken übergeben hat. Kurz darauf beobachten wir während unseres Frühstücks, wie einige von der Partytruppe sich aus ihrem Zelt heraus übergeben. Zum Glück sind wir weit genug entfernt, so dass es nur eine ekelige Geräuschkulisse, aber keinen Geruch gibt, der zu uns herüberdringt. Das Frühstück zu genießen fällt trotzdem schwer. Ein Pärchen aus dem Camper nebenan kommt zu uns und lenkt uns etwas ab, indem sie uns fragen, ob wir Fisch essen. Die Frau hält fünf Dosen mit verschiedenem Fisch in der Hand und wollte sie uns eigentlich schenken. Wir sind ganz gerührt von diesem Angebot, dass wir leider ablehnen müssen. Wir unterhalten uns noch ein wenig und die beiden erzählen, dass dieses Jahr der bisher kälteste Juni seit 35 Jahren sei und dass die Temperaturen im vergangenen Jahr durchgängig von Mai bis August zwischen 23 – 30 Grad lagen. „Aber nächste Woche soll es endlich warm werden“, beruhigen sie uns.
Nachdem wir die große Wäsche (Dusche + Handwäsche) erledigt haben, kommen wir spät hier weg. Der Wind hat wieder aufgefrischt, ist heute aber eher auf unserer Seite. Wir folgen einer kleinen Landstraße, beobachten das Grau des Asphalts, das Blau des Himmels, das linke Grün und das rechte Grün. Zwischendurch ein Auto und hübsche Häuschen, teilweise etwas versteckt im Wald.
An einer Badestelle machen wir unsere Mittagspause. Es ist herrlich warm, aber der braune Fluss lädt uns nicht zum Baden ein.
Weiter geht es auf dem Grau, unter dem Blau und zwischen dem Grün hindurch. Wir begegnen nur wenigen Menschen und freuen uns über zwei Radreisende, die uns entgegen kommen. In dem einzig größeren Ort, in dem auch eine tolle, riesige Holzkirche von 1899 steht, machen wir noch eine Pommespause. Wir sitzen vor dem Lokal quasi auf dem Präsentierteller und ein junger Mann, der barfuß mit seinem Fahrrad unterwegs ist, hält an und stellt eine für uns neue Frage: „Seid ihr weit weg von zuhause?“ Eine feine Frage, wie wir finden, die natürlich ein Gespräch eröffnet. Der Finne ist ganz begeistert von unseren Erzählungen und möchte gar nicht lange stören. Mit einem „You are welcome!“ verabschiedet er sich und ist so schnell weg, wie er gekommen ist. Da hat uns jemand offiziell in Finnland willkommen geheißen. Wie schön!
Der letzte Teil des heutigen Tages vergeht relativ zügig und die Steigungen halten sich in Grenzen. Trotzdem spüren wir die 73 km und sind etwas müde. Die Schlafhütte, die wir gefunden haben, befindet sich auf einer kleinen Landzunge, direkt neben einem Strand. Dieser Bereich gehört scheinbar zu einer Art Feriendorf, das aber wie ausgestorben wirkt, da wir die einzigen hier sind. Auch schön und sehr vorteilhaft beim Einschlafen.