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Von Santiago zum Nordkap: Tag 144 – Kaikkola – Tornio ca. 67 km/7899 km

Besondere Begegnungen

In der Nacht hören wir, wie ein paar Jugendliche schwimmen gehen. Es ist immer noch Johannus und da wird die Nacht zum Tag gemacht.

Am Morgen ist strahlend blauer Himmel und wir suchen uns für unser Frühstück einen schattigen Platz auf einer Bank unter einem Baum. Das Wasser ist spiegelglatt und die Mücken sind leider auch schon wach. Wir sind froh, als ein leichter Wind auffrischt und die Moskitos von uns fern hält. Auf dem Parkplatz entdecken wir jetzt ein Auto, das gestern noch nicht da war, und dahinter ein kleines Zelt. Als wir nach dem Frühstück alles zusammenpacken, sehen wir ein Pärchen auf der Bank sitzen. Sie winken uns freundlich zu. Der Mann spricht uns später an, während wir ächzend unsere Räder durch den tiefen Sand schieben, und stellt die üblichen Fragen. Er erzählt, dass er auch leidenschaftlicher Radfahrer sei und scheint ein wenig neidisch auf unsere Tour zu sein, denn er bedauert, dass seine Freundin keine Lust auf solche langen Touren hat. Voller Begeisterung gibt er seiner Freundin auf Finnisch wieder, was wir ihm erzählt haben.

Am Anfang geht es heute ein Stückchen durch den kühlen Wald, bis wir wieder die Hauptstraße erreichen. Hier sind wir nicht allzu lange und gelangen bald schon auf einen noch vom gestrigen Regen feuchten Waldweg. Das macht das Fahren sehr anstrengend. „Da!“, ruft Josi. „Eine Elchkuh und ihr Junges.“ Ich sehe leider nur etwas Braunes weghupfen. Tja, kaum sind wir in Lappland, sehen wir eine Elchin. Klasse! Kurz darauf begegnen wir einem Radreisenden aus Deutschland. Wir halten an und tauschen uns kurz aus. Leider halten wir es alle drei nicht lange aus, da die Mücken und Bremsen uns attackieren. Schade, sonst hätten wir uns bestimmt noch länger verquatscht. Wir schwingen uns also alle wieder auf die Drahtesel und wünschen uns gegenseitig eine gute Weiterreise. Der Fahrtwind hält sofort die Viecher fern. Man darf in waldigen Gebieten einfach nicht anhalten, nicht einmal für eine kurze Erleichterung…

Der weitere Verlauf des Tages ist angenehm und wir erreichen schon am späten Nachmittag unser Ziel: Eine Shelter am Fluss. Leider ist sie mit Graffiti besprüht und überall liegt Müll herum. Der mögliche Zeltplatz davor ist sehr uneben und eigentlich nur eine große Baustelle. Hier wurden kürzlich Bäume herausgerissen und so besteht auch kein Sichtschutz mehr zur Straße. Ich fühle mich hier nicht besonders wohl und wir suchen nach einer Alternative. Leider ist die einzige Option der nächste Campingplatz. Alternativ würden wir jetzt noch sehr viel Zeit mit Suchen verbringen.

Auf dem Campingplatz sind wir zu Anfang noch ganz alleine auf der Zeltwiese und wir suchen uns einen Platz in der Nähe der Tisch- Bank-Kombination. Es dauert nicht lange, da füllt sich die Wiese langsam. Als wir gerade mit dem Abendessen fertig sind, kommt eine Familie mit zwei Kindern (3 + 6 Jahre), die offenbar auch auf Radreise sind. Wir sind tief beeindruckt und sprechen sie an. Sofort entsteht ein reger Austausch und die Kinder sind auch gleich ganz zutraulich. Sie erzählen uns, dass sie im Mai auf Rügen gestartet, dann nach Südschweden rüber und dort an der Ostseeküste hochgefahren sind. Sie wollten zuerst auch in die Shelter, die wir uns ausgeguckt hatten, fanden es dort genau wie wir nicht sehr ansprechend und sind dann auf diesem Campingplatz gelandet. Wir geben uns gegenseitig Tipps und es gesellt sich sogar noch ein weiteres Radlerpärchen aus Deutschland dazu. Die beiden genießen jetzt ihre frische Rente und haben schon viele, viele Radreisen zusammen gemacht. Sie sind einen Tag nach uns mit der Fähre nach Helsinki gekommen und auch die finnische Ostseeküste hochgeradelt. Wir haben uns also quasi knapp verpasst. Wir genießen diese unterhaltsamen und herzlichen Kontakte und dieser Abend ist dadurch sehr kurzweilig und viel zu schnell vorbei.

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