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Von Santiago zum Nordkap: Tag 145 – Tornio – Potila ca. 48 km/7947 km
Moi moi Finnland, hej hej Schweden
Ganz entspannt und gemütlich starten wir in den Tag. Wir sind die Ersten, die schon wach sind, und können die Ruhe genießen. Nach und nach erwacht der Platz zum Leben und wir beobachten beim Frühstück das rege Treiben um uns herum. Sowohl mit der Familie als auch mit dem anderen Radlerpaar können wir noch ein paar Sätze wechseln, bevor wir alle in unterschiedliche Richtungen weiterfahren und uns leider schon wieder voneinander verabschieden müssen.
Frisch geduscht schwingen wir uns auf die Sättel und die Familie winkt uns noch zum Abschied hinterher. In Tornio erledigen wir zuerst den großen Einkauf, damit wir wieder 3-4 Tage autark unterwegs sein können. Nach dem Mittagessen geht es noch ein bisschen weiter durch die Stadt und an einem Golfplatz vorbei. Durch Zufall sehe ich auf dem Navi, dass wir genau in diesem Moment die Grenze nach Schweden überqueren. Da war natürlich mal wieder nichts. Kein Schild, keine Bodenwelle, einfach nur eine geteerte, schmale Landstraße.
Auf einer sehr wenig befahrenen Hauptstraße geht es 20 km geradeaus. Wir bemerken schnell, dass hier ein Tempolimit gilt und die Autofahrer*innen sehr rücksichtsvoll sind. Ein gutes Gefühl. Viele hupen und winken uns zu. Das hatten wir auch lange nicht mehr. Sogar die Motorradfahrer zeigen die Daumen hoch.
Nach ca. 30 km machen wir eine kleine Kaffeepause auf einem Kindergarten- oder Schulgelände. Mehrere kleine Fliegen fangen an, uns zu nerven. Das neue Moskitospray hält sie etwas fern. Die Luft ist feucht und schwül, in der Ferne scheint sich etwas zusammenzubrauen und die Sonne brennt. Dieses Klima ist optimal für sämtliches Viechzeug. Bei den Bremsen hört es dann bei mir und meiner Geduld auf. Wenn sie mich beißen und angreifen, muss ich sie leider beseitigen.
Als wir nach der Kaffeepause weiterfahren, schwirren einige um uns herum. Sie machen uns ganz kirre und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sie eine schöne Stelle an uns gefunden haben. Nachdem ich zwei erledigen musste, ist endlich Ruhe.
Die Schlafplatzsuche gestaltet sich auch etwas schwierig. Keine Shelter, kein Strand, kein Herankommen an den wilden Grenzfluss, an dem wir jetzt auf schwedischer Seite bis zum Polarkreis fahren. Dort wechseln wir dann wieder nach Finnisch-Lappland. Durch Zufall entdecken wir ein Schild, auf dem steht: Ställplats
Das macht uns neugierig und wir folgen dem Weg in Richtung Flussufer. Am Ende des Weges wartet ein schöner Naturrastplatz mit Campingmöglichkeit auf uns. Zwei Angler haben es sich hier schon gemütlich gemacht. Der eine erzählt uns, dass die Gebühr pro Nacht 10 € beträgt, aber der „Abkassierer“ sei gerade weg. Wenn wir Glück hätten und er nicht wieder komme, könnten wir sogar umsonst hier übernachten. Es gibt eine Hütte als Aufenthaltsraum und zwei Toiletten. Außerdem gibt es natürlich jede Menge Moskitos und diese merkwürdigen kleinen Fliegen. Überall sitzen sie drauf. Schon bald sind unsere Taschen, das Zelt und wir selbst von diesen Fliegen übersät. Sind wir froh über die Hütte, dort können wir in Ruhe kochen und den Abend verbringen. Wir schauen aus dem Fenster und beobachten, wie sich sehr viele Möwen über das Festmahl (die kleinen Fliegen) freuen. Wie bei einem großen Fressen laufen sie über die Wiese und picken sich die Proteine aus der Luft, knapp über dem Boden. Recht so!