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Von Santiago zum Nordkap: Tag 147 – Svanstein – Hietanen ca. 65 km/8079 km

„When sauna you must beer“

Schon wieder sind wir um 5 Uhr morgens wach. Die Sonne steht schon hoch am Himmel. Es ist warm und windstill. Nach dem Frühstück steht der ältere Herr aus dem einen Campingbus vor uns, um sich zu verabschieden und uns eine gute Reise zu wünschen. Gestern sind nämlich noch zwei Camper gekommen, die uns in dieser Nacht Gesellschaft geleistet haben. Ich bemerke, dass der Schweizer, offensichtlich schon weit über das Rentenalter hinaus, ein besonderes T-Shirt an hat. Darauf ist ein Fahrrad, eine Weltkugel und dir Zahl 127.800 km abgedruckt. Ich frage ihn, ob er diese ganzen Kilometer schon mit dem Fahrrad gefahren sei. Seine Antwort lautet: „Und noch mehr, denn die beiden letzten Reisen sind gar nicht dabei. Das Shirt haben mir meine Kollegen geschenkt.“ Wir sind tief beeindruckt! Als er weg ist, gönnen wir uns ein erfrischendes Bad im Fluss. Währenddessen unterhalten wir uns mit einer Schwedin, die auch gestern schon mit ihrem Enkel zum Baden hier war. Super erfrischt und wach steigen wir auf unsere Räder.

Der Fahrtwind macht das Radeln angenehm. Im nächsten Ort gönnen wir uns noch einmal ein Mittagsbuffet, denn nach 22 km Fahrt überqueren wir wieder den Fluss und sind zurück in Finnland. Auf die Frage, ob es auch vegane Optionen im Buffet gibt, lautet die Antwort: „Nein, aber wir können euch etwas machen.“ Klasse! Wir starten also mit dem Salat und kurze Zeit später stehen zwei Teller mit jeweils 2 veganen Pattis vor uns. Wir freuen uns wie Bolle.

Als wir nach dem Essen zu unseren Rädern kommen, begegnen wir einem schweizerischen Paar. Sie fragen uns zwar aus, aber wir haben kaum Zeit zum Antworten (nicht einmal Josi kommt zu Wort 😉 ), denn die Frau erzählt logorrhoisch von ihren Erlebnissen. Es ist sehr unterhaltsam und erfrischend. Die Weiterfahrt wird auch sehr erfrischend, denn kurz nach dem Start kommen wir in einen heftigen Sommerregen. Anfangs fühlt es sich auf unseren aufgeheizten Körpern so an wie eine kalte Dusche und wir quietschen etwas herum. Als wir binnen kürzester Zeit komplett nass sind, ist es einfach nur angenehm und Josi bekommt einen Lachflash. Nach 10 Minuten ist alles schon wieder vorbei. Nach weiteren 10 Minuten sind wir wieder trocken. Ab jetzt werden wir von mehreren Bremsen geplagt, die permanent um uns herum fliegen und uns ganz kirre machen. Sobald wir anhalten, nutzen sie die Gelegenheit und greifen an, um uns zu beißen. Irgendwann frischt der Wind etwas auf und die Viecher verschwinden vorerst.

Langsam müssen wir uns auch mal auf die Schlafplatzsuche machen, aber an den Fluss ist kein Herankommen. Durch Zufall entdecke ich ein interessantes Stück mit einem schmalen Weg und ohne Schranke oder Schild, auf dem „Privat“ steht. Vorsichtig wagen wir es bis zum Wasser. Hier stehen zwei Hütten und der Rasen ist gemäht. Es ist zwar ein Auto da, aber weit und breit niemand zu sehen. Wir warten, bis ein Mann auf dem Grundstück mit dem Auto auftaucht. Sofort gehen wir zu ihm und fragen, ob wir dort unser Zelt aufstellen können. Er ist gleich einverstanden und seine Frau zögert etwas, da der Bereich nicht mehr zu ihrem Grundstück gehört. Dort ist es allerdings am geradesten. Sie informieren den Nachbarn, der momentan nicht da ist, dass wir für eine Nacht hier bleiben.

Was jetzt folgt, hätten wir im Leben nicht erwartet. Kurz nachdem wir unser Zelt fertig aufgestellt haben, kommt der Mann zu uns und fragt, ob wir unsere Handys aufladen wollen. Das passt uns gut. Ein paar Minuten später kommt er wieder zu uns und fragt, ob wir mit ihnen Kaffee trinken möchten. Herz erwärmt folgen wir dieser gastfreundlichen Einladung. Daraufhin sitzen wir insgesamt 2,5 Stunden mit den beiden auf der Veranda und unterhalten uns angeregt. Anschließend zeigen sie uns das ganze Grundstück mit Trockentoilette, Zugang zum Fluss, Sauna, ihr Ferienhaus (in dem sie momentan Urlaub machen) und ihr Elternhaus, in dem ihr Vater lebt. Als wir alles gesehen haben, bieten sie uns an, dass wir sogar heute Abend noch die Sauna benutzen dürfen. Wir bekommen leuchtende Augen und nehmen dieses Angebot sehr gern an.

Beim Abendessen kommt er plötzlich mit einem Teller um die Ecke, auf dem zwei kleine frisch aufgebackene Brote aus seiner Heimat Bosnien liegen. Wir sind entzückt darüber und genießen dieses Brot mit jedem Bissen. Danach ist auch schon die Sauna fertig für uns vorbereitet. Alles kommt Schlag auf Schlag. Er erklärt uns, wie die Sauna funktioniert und zeigt uns alles. Dann kommt die unerwartete Frage von ihm, ob wir Bier mögen. „Ja!“, rufen wir gleichzeitig. Prompt läuft er los zum Haus und sagt: „When sauna you must beer!“ Mit zwei eisgekühlten Dosen kommt er zurück und wünscht uns viel Spaß. Wir schaffen insgesamt drei Saunagänge und stehen in den Pausen davor, nur mit einem Handtuch bekleidet und einer Dosen Bier in der Hand, schauen auf den bewegten Fluss in die traumhafte Natur und können mal wieder unser Glück kaum fassen.

Nun haben wir es endlich getan, die traditionelle, finnische Sauna ausprobiert. Und sie war sogar ein Geschenk!

morgens um 5 Uhr
Grenzübergang
Ein starker Sommerregen
Pitsch patsch nass
10 Minuten später
Vor dem Garten unserer Gastgeber
Kaffeeklatsch auf der Veranda
Das Brot
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