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Von Santiago zum Nordkap: Tag 16 – Casar de Cáceres  – Aljucén ca. 66 km/742,5 km

Carneval

Wie sich heute Morgen herausstellt, ist es gut, dass wir so früh wach werden. Als wir es uns gerade zum frühstücken gemütlich machen, geht plötzlich die Tür auf. Eine Frau mit Putzeimer und Gummihandschuhen betritt den Raum und versucht, uns nicht sonderlich zu beachten. Über Nacht und am Morgen haben wir uns ausgetüftelt, wie wir am besten den Schlaf- und Frühstücksraum mit den beiden kleinen Elektroheizungen erwärmen können. Nun lässt die gute Dame erst die Tür nach draußen offen, geht dann an uns vorbei in den Schlafraum, zu dem sie auch die Tür offen stehen lässt, und öffnet dann mehrere Fenster. Nun gut, wir ziehen uns unsere Jacken an und frühstücken weiter. Kurz darauf kommen noch ein Mann und die Herbergsmutter rein und gehen mit zwei täuschend echten Puppen (eine Frau und ein Mann) unter dem Arm an uns vorbei. Rosi, die Herbergsmutter, sagt: „Guten Appetit.“ Huch – auf Deutsch…. irgendwie alles skurril hier. Schon bald bekommen wir mit, dass heute die Zeit des Carnevals beginnt. Deshalb werden überall Puppen aufgehängt, hingesetzt, gestellt, gespießt.

Schon im nächst größeren Ort, Cáceres, werden wir von einer kleinen Einlage beglückt. Während wir noch auf dem Hauptplatz unseren Kaffee genießen, werden wir von vielen verkleideten Kindern und Jugendlichen umzingelt. In der Mitte des Platzes soll um 11 Uhr eine Puppe verbrannt werden. Das ist der traditionelle Brauch hier in Spanien und soll von Sünden befreien. Nach diesem ausgiebigen Carnevalsfest wird bis Ostern gefastet. Der Wirt des Cafés erklärt uns, dass der Platz gleich voll werden wird, jetzt ist es 10:40 Uhr. Etwas übersteuert und zu laut dröhnt Musik aus zwei viel zu kleinen Boxen. „Bevor wir hier gleich wegen der Menschenmassen nicht mehr weg kommen,“ denken wir, „machen wir uns jetzt lieber auf den Weg.“

Eine gute Entscheidung, denn als wir unsere Räder durch die Stadt schieben, strömen die Leute uns entgegen. Immer mehr Gruppen mit Trommeln und Schellen begegnen uns. Es ist ein schönes Gefühl, dieses traditionelle Ereignis ein wenig mitzuerleben.

Kaum sind wir aus der Stadt, ist es wieder still, nur der Wind pfeift uns heute kräftig in den Ohren. Meist kommt er von schräg vorne oder seitlich. Manchmal schlackern wir richtig hin und her. Im nächsten Ort finden wir einen Platz unter Palmen für unsere Mittagspause. Auch in diesem Ort ist tüchtig was los und wir hören laute Musik vom Dorfplatz.

Gut gestärkt geht es weiter an der wenig frequentierten Nationalstraße. Wir haben uns heute bewusst für diesen Weg entschieden und gegen den Camino, da wir sonst überhaupt nicht vorwärts gekommen wären. Der Wind macht das Radeln schon anstrengend genug, da brauchen wir nicht noch zusätzlich einen löcherigen, mit Geröll durchzogenen Sandweg. Der Anblick der schönen Natur bleibt dabei leider auf der Strecke. Nach einer weiteren Bananenpause sind wir eigentlich schon völlig erschöpft und haben aber noch 20 km vor uns. Immer weiter geht es leicht bergauf und der Wind bremst uns zusätzlich. Dann kommt die unerwartete Wende. Die Straße führt nur leicht nach rechts und erreicht ihren Höhepunkt. Ab jetzt geht es 15 km abwärts und der Wind kommt plötzlich von hinten. Das ist ein tolles Gefühl. Endlich Entspannung! Früher als erwartet erreichen wir unser auserwähltes Ziel und haben auch hier einen Glückstreffer gelandet. Die Herberge ist sehr gut gepflegt, mit toller Ausstattung, Heizung und hübschem Innenhof. Hier fühlen wir uns pudelwohl und werden zur späteren Stunde noch von zwei spanischen Pilger*innen beehrt. Nachdem sie geduscht und gewaschen haben, gehen sie wieder raus, denn auch hier im Ort ist Carneval. Wir lauschen nur kurz der Livemusik von der Terrasse aus.

Kaffeepause in Cáceres
Mittagspause
Sonnenanbeterinnen
Zwei Burgen
Bananenpause
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