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Von Santiago zum Nordkap: Tag 17 – Aljucén – Villafranca ca. 66,5 km/809 km
Der erste Regen
Inzwischen haben wir schon eine gewisse Routine entwickelt: Der erste Kaffee, frühstücken, Katzenwäsche, Taschen packen und los geht’s. Alles in allem brauchen wir dafür meistens zwei Stunden. Da wir gerne ab 9 Uhr unterwegs sein wollen, klingelt der Wecker demnach um 7 Uhr. Trotzdem wird auch heute Morgen wieder um uns herum geputzt und es beruhigt uns ein wenig, dass das andere Pilgerpärchen auch noch da ist und es ruhig angehen lässt.
Kurz nach dem Start fängt es an zu regnen. Da wir schon damit gerechnet haben, ist natürlich alles gut präpariert. So können wir ganz entspannt durch den lauen Frühlingsregen radeln. Ein anderer Radpilger kommt uns klatschnass entgegen und spricht uns an einer Kreuzung an. Der kurze Austausch ist schön. Er ist sehr angetan von unserer Reiseidee und seine Augen leuchten vor Begeisterung. Er radelt von Sevilla nach Santiago. Wir werden ihn leider, genauso wie bisher alle anderen, nicht noch einmal wiedersehen.
Auf der weiteren Strecke sehen wir wunderschöne Blütenteppiche auf den Wiesen, Kühe, die am Wegesrand grasen, und einen schönen See. Zur Mittagspause gönnen wir uns heute eine leckere Bowl.
Auf den verschiedenen Wegabschnitten sehen wir heute bedonders viele Scherben liegen. In der Stadt müssen wir absteigen und uns den besten Weg drumherum suchen. Auch am Straßenrand sehen wir immer wieder Scherben und Glassplitter. Zum Glück kommen wir um alle gut herum. Dafür sind die heutigen letzten 15 km nochmal sehr anstrengend, da der Wind etwas gedreht hat und es uns scheinbar nicht vergönnt ist, diese eher moderaten Etappen leicht zu nehmen. Der Tag zieht sich dadurch immer mehr in die Länge und wir kommen etwas erschöpft gegen 18 Uhr bei der Herberge an. Die Schlafräume befinden sich im zweiten Stock. Ich gehe hoch und checke die Lage. Der Hostaliero ist nicht da, in dem einen Zimmer sind zwei Pilger und in dem anderen ist einer. Ich frage den einen, ob er zu den beiden wechseln würde, so dass es ein Frauen- und ein Männerzimmer gibt. Der freundliche Pilger erklärt mir, dass er nicht zu den beiden wechseln möchte, da er die vergangene Nacht schon mit ihnen ein Zimmer geteilt hat und es der „blanke Horror“ war, da die beiden tierisch schnarchen und einer der beiden sein Smartphone auf „so laut wie möglich“ eingestellt hatte. „Lieber schlafe ich auf dem Flur“, sagt er ernst. Ich drücke mein Verständnis und Dankbarkeit für die Warnung aus und frage ihn, ob es ok wäre, wenn wir dann mit ihm das Zimmer teilen. Dann steht plötzlich der Hostaliero in der Tür und wir fragen ihn nach weiteren Zimmern (für Mädchen). Er zeigt uns ein Doppelzimmer, noch eine Etage höher – Halleluja – und macht uns einen Spezialpreis. Wir sollen insgesamt nur 6 € mehr bezahlen, als wenn wir unten bei den Schnarchern geblieben wären. Zusätzlich überrascht er uns auch noch mit einer tollen Dachterrasse. Wow! Wenn das nicht schon wieder Glück ist…..