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Von Santiago zum Nordkap: Tag 20 – Castilblanco – Sevilla ca. 47 km/989 km
Die erste Etappe geschafft!
Nach einer erholsamen Nacht, in gemütlichen Betten, in angenehmem Klima, werden wir von einem wunderschönen Sonnenaufgang begrüßt. Für die nächsten Tage ist Sonne satt und 22 Grad angekündigt. Das bedeutet, dass wir unsere Handschuhe, Sturmhauben und langen Hosen tief unten in den Taschen verstauen.
Der erste Abschnitt führt über eine Landstraße, doch schon bald geht es auf einer Schotterpiste weiter. Ich bin hellauf begeistert von der Landschaft um uns herum. Romantisch führt der schmale Weg zwischen Lilien, Bäumen und Palmen hindurch. Josi kann davon leider nichts genießen, da ihr der unebene Weg sehr zu schaffen macht. An einer Weggabelung entscheiden wir uns, einmal auszuprobieren, wie es ist, verschiedene Wege zu nehmen. Josi fährt quer zur Hauptstraße zurück und ich bleibe auf der original Via de la Plata. Die Begeisterung über die Natur hält sich bei mir, aber es ist ein merkwürdiges und ungewohntes Gefühl, plötzlich allein auf dem Weg zu sein. Im Nachhinein erfahre ich von Josi, dass es ihr genauso erging, obwohl sie ihren Weg mit der glatten Asphaltstraße sehr genossen hat.
Am ausgemachten Treffpunkt gönnen wir uns eine kleine Pause. Nun stellt sich die Frage, auf welcher Route wir weiter bis nach Sevilla fahren. Wir schließen einen Kompromiss und nehmen zuerst die Landstraße und für das letzte Stückchen den Jakobsweg. Leider stellt sich heraus, dass auf dieser Landstraße sehr viel Verkehr herrscht und es einfach nur laut und anstrengend ist! Gestresst von diesem Abschnitt gönnen wir uns einen Break in einem Outdoor-Museum. Das Amphitheater von Itálica ist das drittgrößte des römischen Reiches und fasste seinerzeit bis zu 25.000 Zuschauer. Itálica wurde im Jahr 206 vor Christus während der Punischen Kriege in Andalusien von den Römern erbaut. Dieser schöne Sightseeing-Abstecher entspannt uns wieder und wir radeln die letzten Kilometer bis nach Sevilla. Leider sehen wir kein Ortsschild und es gibt auch kein Glockengeläut, als wir nach knapp 1000 km unser erstes „Ziel“ erreichen. Nur ein Radsportler, der uns entgegen kommt, hebt den Daumen und macht einen anerkennenden Gesichtsausdruck.
In der Stadt steuern wir ein erstes Backpacker Hostel an. Leider zu teuer. Dann eben zum nächsten um die Ecke. Wir sollen uns trotzdem online anmelden und buchen. Ok, dieses Mal habe ich ja meine Kreditkarte dabei. Wird also nicht so schwer sein. Fehlanzeige! Nach drei Versuchen meldet die Frau von der Rezeption per Telefon immer noch zurück, dass die Karte nicht funktioniert. Das kommt uns etwas suspekt vor. Nach einer Stunde Prozedur, erwähnt sie auch noch, dass die Räder draußen vor dem Hostel stehen bleiben müssen. Da ist es für uns klar: Wir nehmen doch die ursprüngliche Herberge, die im Reiseführer angegeben ist. Dort werden wir samt unserer Fahrräder mit offenen Armen empfangen, Josi bekommt sogar glutenfreies Brot zum Frühstück und es ist günstiger als die anderen beiden Optionen. Warum nicht einfach gleich so?
Erkenntnis des Tages: Manchmal muss man Umwege nehmen, um ans Ziel zu kommen.