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Von Santiago zum Nordkap: Tag 3 – Cea Ourense ca. 25 km

Eine kleine Erholung

Gut ausgeschlafen krabbeln wir etwas steif aus den Betten. Ich fühle mich, als hätte ich drei Wochen auf dem Bau gearbeitet. Nach dem stärkenden Frühstück machen wir unsere Mobilisierungs- und Dehnübungen. Um 10 Uhr geht’s im strahlenden Sonnenschein los. In unserem Reiseführer ist für heute ein entspanntes Profil angegeben. Ha – Pustekuchen! Es geht wieder auf und ab und das nicht zu knapp, aber über schöne Waldpfade mit steinigem Untergrund. Es knirscht unter unseren Reifen, da der Boden noch gefroren ist. Einmal müssen wir durch einen Bachlauf, der einen guten Teil des Weges eingenommen hat.

Als wir eine starke Steigerung hoch schieben, gibt uns eine ältere Dame den Tipp, ab jetzt lieber auf der Bundesstraße zu bleiben, das spart Kräfte. Diesem Hinweis folgen wir gerne! Irgendwann ist tatsächlich das schlimmste geschafft und es geht laaange bergab, bis nach Ourense rein. Hier ist unser Ziel für heute. Es gibt hier 2 Herbergen und wir entscheiden uns für die kostengünstigere, öffentliche Herberge. Der Mann am Empfang ist etwas mürrisch und hat eine sehr starke Alkoholfahne. Er versucht uns aus irgendeinem Grund dazu zu bewegen, weiter zu fahren. Wir würden sonst anderen Pilger*innen den Platz wegnehmen. Welche anderen Pilger er wohl meint….. Gestern haben wir auf dem Weg zwei gesehen, heute einen Radpilger. Wir lassen uns diesen Schlafplatz nicht madig machen und bleiben. Natürlich sind und bleiben wir auch hier die einzigen, wie erwartet. Er hatte scheinbar keine Lust, etwas zu tun.

Wir genießen eine heiße Dusche und gönnen uns eine Waschmaschine und Trockner für die durchgeschwitzten Klamotten. Danach schlendern wir durch die Stadt und setzen uns in ein typisches Straßencafé. Das bunte Treiben und die wärmende Sonne lässt uns vollkommen entspannen. Herrlich! Im Anschluss gehen wir noch weiter die Stadt erkunden und landen irgendwann in einem großen Einkaufszentrum (wie der Sophienhof in Kiel), nur mindestens doppelt so groß. Hier gibt es natürlich auch ein reichhaltiges, veganes Angebot für uns. Da unser Budget und die Kapazitäten, Nahrung mitzunehmen, begrenzt sind, müssen wir uns entscheiden, ob wir hier ordentlich für das Abendessen zuschlagen oder in das einzige vegane Restaurant in dieser Stadt gehen. Wir entscheiden uns für das Restaurant. Fatal… Fatal ist auch, dass dieses Einkaufszentrum so riesig ist, dass wir nach dem Einkaufen den Ausgang nicht mehr finden. Nach links, nach rechts, Fahrstuhl hoch, Fahrstuhl runter….auweiha….

Irgendwann sind wir wieder draußen und schon wieder hungrig. Nachdem wir die Einkäufe in die Herberge gebracht, die Wäsche aus dem Trockner geholt und das Frühstück vorgekocht haben, gehen wir zu unserem auserwählten Lokal. Mal wieder stehen wir vor einem heruntergekommenen Geschäft, das nicht erst seit gestern geschlossen ist. Nagut, dann zum nächsten mit veganen Optionen. Gerade als wir reingehen wollen, fährt vor unserer Nase das Rolltor herrunter. Das gibt’s doch nicht!? In diesem Moment bereuen wir ein wenig, dass wir beim Einkauf nicht doch zugeschlagen haben! Dann eben zum nächsten, ein Mexikaner. Dort hängt ein Schild in der Tür: Wegen Urlaub geschlossen…..

Auf dem Weg zur letzten Option kommt uns eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter entgegen. Plötzlich muss die Kleine husten und übergibt sich direkt vor uns. Spätestens jetzt ist mir eigentlich der Appetit komplett vergangen. Josi hat davon gar nichts mitbekommen, denn sie ist auf die Karte des Lokals fixiert, vor dem wir stehen. Endlich – hier gibt es gebratenes Gemüse mit Reis. Drinnen ist es gemütlich, über dem Tresen hängt ein bunter Schriftzug („Love is Love“) und die Chefin kocht selbst. Wir bekommen eine doppelte Portion und sollen inkl. 2 alkoholfreier Biere nur 14,80 € bezahlen. Dann war es scheinbar wieder einmal Fügung, dass wir hier gelandet sind.

Erkenntnis des Tages: Love is Love

Römische Brücke in Ourense
Skurile Fassade
Ourense von oben
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