Von Santiago zum Nordkap: Tag 33 – Castillo de Baños – Almería ca. 123 km (95 km mit dem Bus)/1717 km

Richtige Entscheidung

Um 6 Uhr klingelt heute morgen der Wecker, denn wir haben gestern entschieden, heute den Bus von hier nach Almería zu nehmen, um uns den furchtbaren, zweitägigen Ritt durch die Plastiklandschaft zu sparen.

Im morgendlichen Dunkel kochen wir uns unseren Kaffee und genießen den Sonnenaufgang über dem Meer. Alles schläft noch und ist still. Nur ein paar Katzen streunern herum. Pünktlich stehen wir um 8:45 Uhr an der Bushaltestelle. Der Bus soll um 9:05 Uhr hier halten. In Wirklichkeit kommt er um 9:15 Uhr. Der Busfahrer ist nicht sehr begeistert davon, dass wir mit unseren Fahrrädern mitfahren wollen. Er sagt: „Nur ein Fahrrad ist eigentlich erlaubt“, und gewährt uns dann doch, beide unten in die Gepäckfächer zu schieben. Samt unseren Taschen sind zwei Fächer voll belegt. Grummelig kassiert er uns ab und wir sind happy, dass es geklappt hat!

Die Fahrt geht rasant über die Küstenstraße bergauf und bergab, so dass uns etwas mulmig zumute ist. Diese Geschwindigkeit sind wir gar nicht mehr gewohnt. Uns präsentiert sich genau dieselbe „Landschaft“, die wir auch mit Rad durchfahren hätten. Plastikgewächshäuser links, Plastikgewächshäuser rechts, soweit das Auge reicht…..Wenn man bedenkt, dass hier Biogemüse angebaut wird, das dann unter anderem auch bei uns in den Läden landet, fragt man sich schon, was daran biologisch sein soll. Die Plastikfolien müssen alle 4 Jahre ausgetauscht werden und landen teilweise im Meer. Mitten in diesem weißen Folienmeer sind die Orte inzwischen wie umzingelt. Der Anblick aus einem Fenster ist hier in jede Richtung gleich: Gewächshäuser soweit das Auge reicht.

Als wir in Almería am Busbahnhof angekommen, zeigt sich die Sonne wieder. Wir stürmen einen Supermarkt und suchen uns einen Platz für die Mittagspause in einem Park gegenüber. Heute wird wieder die Pfanne rausgeholt, denn wir haben ein veganes Sojaschnitzel gefunden. Eine Frau amüsiert sich über unsere kleine Kochshow.

Gut gestärkt geht es weiter an der Promenade, auf der nur wenige Leute unterwegs sind. Hier und da wird noch renoviert und repariert, bevor die Saison so richtig losgeht. Es ist ein schöner, leichter Abschnitt. Wir haben die richtige Entscheidung mit dem Bus getroffen!

Nachdem wir durch ein Naturschutzgebiet geführt werden und wir eigentlich nichts mehr erwarten, stehen wir plötzlich vor dem Campingplatz. Auch hier ist noch wenig los und wir haben keine Nachbarn. Ein deutsches Paar aus dem Westerwald spricht uns an und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Sie sind seit Januar mit dem Camper unterwegs und kennen sich in Europa schon gut aus. Die beiden können gar nicht verstehen, dass man sich so etwas mit dem Fahrrad antun kann. Wir strahlen nur und erzählen, wie schön es ist, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein – auch wenn es teilweise sehr anstrengend ist.