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Von Santiago zum Nordkap: Tag 50 – Mataró – Lloret de Mar ca. 40 km/2699 km

Daumen hoch und zwei Engel

Nach dem gestrigen, langen Tag lassen wir es heute langsam angehen und starten relativ spät. Als wir an der stark befahrenen Straße am Ausgang des Campingplatzes stehen und überlegen, wie wir sie überqueren sollen, kommt plötzlich eine Engelin angelaufen. Es ist eine Mitarbeiterin des Platzes. Sie legt ihre Hand auf ihre Brust und bittet uns, diese Straße hier nicht zu überqueren, da auf diese Art schon jemand ums Leben gekommen sei. Ein Schreck durchzuckt uns bei dem Gedanken an solch ein furchtbares Unglück. Sie erklärt uns, wie wir sicher zu einer Unterführung gelangen können, die auf die andere Seite führt. Da hat mal wieder jemand auf uns aufgepasst!

Die Wegführung ist sehr schön und kurzweilig. Der Wind schiebt uns wieder etwas an und insgesamt dreimal in kurzen Abständen treffen wir Leute, die sowohl beide Daumen hoch halten, als auch begeisterte Gesichtsausdrücke haben. Eine Frau, die auf ihrem Rennrad bergauf an uns vorbei zischt, ruft: „Was für mutige Frauen ihr seid!“ (Natürlich auf Spanisch ;-)) An einer Unterführung müssen wir unsere Räder mühsam an der Seite durch den Sand schieben, da in der Mitte alles unter Wasser steht. Wir hatten uns schon gewundert, warum der Mann, der uns kurz vorher begrüßt hat, solch ein mitfühlendes Lächeln im Gesicht hatte.

Nach 15 km haben wir schon wieder Hunger und finden einen tollen Platz mit Aussicht. Obwohl das reichhaltige Frühstück erst 2 Stunden her ist, verputzen wir eine ganze Packung Brot. Jede von uns sechs Scheiben und eine Banane. Wir fressen uns irgendwann selbst noch die Haare vom Kopf.

Gut gestärkt geht es weiter auf der Küstenstraße, die hier kaum befahren ist und für Radfahrer einen breiten Seitenstreifen hat. Hier lässt es sich genüsslich fahren. Kurz vor Lloret de Mar überlegen wir sicherheitshalber noch einmal, wie weit wir heute noch fahren wollen. Josi ruft bei den verschiedenen Campingplätzen an, um herauszufinden, ob sie schon geöffnet haben. Fehlanzeige. Entweder, sie öffnen erst morgen, oder am 1. April, oder sogar erst im Mai. Das hätten wir also geklärt. Dann bleibt nur Lloret de Mar, oder insgesamt 75 km inklusive 30 km lustiger Schlängelstraße mit vier Picos inbegriffen. Das ist uns für heute doch zu heftig und wir entscheiden, in Lloret de Mar zu bleiben. Hier hat zum Glück immerhin der eine von zwei Campingplätzen schon geöffnet.

An der Rezeption ist niemand und auf einem Schild steht, dass wir uns selbst einen Platz suchen dürfen. Bezahlen kann man später. Wir fahren also über den Platz und sehen ein Segeberger Kennzeichen. Vor dem Wohnmobil sitzt eine Frau und Josi spricht sie direkt mit MOIN an. Sofort kommen wir mit Gabi ins Gespräch. Die Verbundenheit durch die Heimat gibt uns das Gefühl, als würden wir sie schon kennen. Sie bietet uns sogar an, unsere elektronischen Geräte zu laden, und gibt uns auch noch einen Hammer für den Zeltaufbau. Was für ein Luxus und schon wieder eine Engelin.

Am Abend gehen wir nicht feiern, sondern schlagen uns ordentlich den Bauch voll, damit wir für die morgige lustige Schlängelstraße gestärkt sind. Wahrscheinlich sind das schon die ersten Ausläufer der Pyrenäen.

Mittagspause
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