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Von Santiago zum Nordkap: Tag 7 – Lubián – Asturianos 42,5 km / 237 km

Feuertaufe bestanden – Winter – ¡No me gusta, no, no, no, no!

Ich werde von den quietschenden Rollläden wach, denn draußen tobt ein Sturm. Als es langsam hell wird, sehen wir, dass es in der Nacht geschneit hat. „Das ist ja nicht so einladendes Wetter, um mit dem Fahrrad über einen Pass in ca. 1450 m Höhe zu fahren, “ denken wir. Wir dehnen unser Frühstück etwas aus und sträuben uns innerlich, uns auf denWeg zu machen, aber es nützt ja nichts….

In den Gassen des Ortes müssen wir anfangs noch schieben und rutschen immer weg, weil es so glatt und steil ist. Auf der Hauptstraße ist wenigstens gestreut. Der scharfe Nord-Ostwind bläst uns mitten ins Gesicht. In weiser Voraussicht haben wir die freiliegenden Stellen im Gesicht mit Vaseline eingecremt. Zum Glück geht es erstmal wieder hoch, sodass wir schnell warm werden. Mit 5 km/h kämpfen wir uns immer weiter nach oben. Durch den zusätzlichen Gegenwind und die Kälte ist das hier jetzt wirklich der Supergau für Fahrradfahrer*innen! Kurz vor dem höchsten Punkt sehen wir eine Bar und wollen uns dort bei einem Kaffee etwas aufwärmen. Leider ist es hier nicht besonders warm und wir sitzen direkt neben mehreren aufgehängten, geräucherten Schweineschinken und jeder Menge Wurst.

Durch die nassen Klamotten am Körper wird uns hier eher noch kälter und wir satteln nach dem Kaffee schnell wieder auf! Ein Einheimischer gibt uns noch mit auf den Weg, dass wir nur noch 2 km bis zum Pass durchhalten müssten und ab dann geht es bis Sevilla nur noch bergab. Haha! Auch wenn wir wissen, dass er leicht übertreibt, muntert er uns damit tatsächlich auf!

Kurz darauf kommen wir durch den Tunnel, über dem sich 50 m höher der Pass befindet, den man nur als Wanderpilger erleben darf, da dort nur ein Wanderweg entlang führt. Wir sind nicht böse drum. Hinter dem Tunnel zeigt sich plötzlich die Sonne und jetzt geht es endlich bergab. Nach der eiskalten Abfahrt spüren wir unsere Finger und Zehen kaum noch. Als wir nach rechts schauen, sehen wir ein Kaminfeuer in einem Restaurant lodern. Sofort steuern wir diesen vielversprechenden Ort an und können uns hier endlich wieder aufwärmen. Feuertaufe bestanden!

Nach einer Stunde können wir mit neuer Kraft und Zuversicht weiter strampeln. Die meisten Abschnitte sind jetzt leicht. Trotzdem sind wir ganz schön erschöpft und brauchen kurz vor dem Ziel noch eine kleine Bananenpause am Straßenrand. Da hält eine Polizistin mit ihrem Streifenwagen und fragt, ob wir Hilfe brauchen. Wir erklären ihr, dass alles in Ordnung ist und bedanken uns. Sehr aufmerksam!

Unsere Herberge befindet sich heute in einem Sportlerheim und es ist nichts beheizt. Nur in unserem Zimmer steht eine Miniheizung, dafür gibt es jede Menge Decken. In den Duschräumen sowie in den Fluren und der Küche ist es genauso kalt wie draußen, nur ohne Wind. Ich verzichte heute lieber auf die Dusche, aber Josi ist hart im Nehmen und nimmt sich dieser Herausforderung an. Chapeau!

Erkenntnis des Tages: Wenn man sich zwischendurch und am Ende des Tages aufwärmen kann und man die richtige Kleidung hat, kann Radeln bei Wintertempetaturen sogar Spaß machen.

Das Schlimmste liegt nun hinter uns.
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