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Von Santiago zum Nordkap: Tag 77 – Klausen – San Martino ca.52 km/4270 km

Alpenromantik und Glück

Um kurz vor 6 Uhr werden wir wach, um 6 Uhr macht es „klick“ und wir hören ein lautes Zischen. Mit großen Augen starren wir uns an und lauschen. Das Geräusch findet einen wiederkehrenden Rhythmus, aber wir können es nicht zuordnen. Jedenfalls ist es sehr nah bei unserem Zelt. Vorsichtig lukt Josi aus dem Eingang und lacht. Es ist die Sprenkleranlage auf dem anliegenden Feld. Ohjeee, das hätte auch schief gehen können.

Hellwach durch den Schreck krabbeln wir aus dem Zelt, machen uns einen Kaffee, den wir dieses Mal auf die Schnelle im Stehen trinken, und packen dann alles zusammen, bevor noch jemand auf uns aufmerksam wird. Eine Stunde später sind wir trocken wieder auf der Straße. Es ist kalt und wir brauchen Handschuhe zum Fahren. Nach wenigen Kilometern finden wir einen gemütlichen Frühstücksplatz mit Tisch- Bank-Kombination, Wasser und einer öffentlichen Toilette. Die Sonne kommt langsam hoch und wärmt uns etwas auf. Leider hält sie sich heute nicht lange und es bleibt bewölkt und kühl.

Bald schon lassen wir das Nadelöhr hinter uns, durch das sich gestern sämtliche Straßen gequetscht haben. Nun wird es ländlicher und ruhiger. Dafür aber auch steiler und steiler. Bisher sind wir ja noch verschont geblieben, was die Höhenmeter angeht, und durften die Berge gemütlich bewundern. Ab jetzt werden wir wohl täglich weiter in die Welt von „Big Mama“ eintauchen. Mit den „Babyalpen“ hatten wir ja schon am Meer das Vergnügen.

Hoch oben an einem Panoramaweg finden wir eine Bank für unsere Mittagspause. Ein herrlicher Ausblick! Hier wird sogar noch Landwirtschaft auf 1000 Metern Höhe betrieben – auf schiefen Feldern. Unglaublich! Als wir unser Mittagessen zubereiten, kommt ein Radsportler vorbei und sagt: „Na, lasset ihr euchs guat gehe, gell?“ Willkommen in Südtirol.

Nach der Pause geht es dann kurz abwärts, bevor es wieder rauf geht. Wir spüren zwar noch den gestrigen Tag in den Beinen, aber auch die Kraft, die sich inzwischen entwickelt hat. In Bruneck kaufen wir ein, machen noch eine Pause (meistens müssen wir 4x am Tag essen), bevor wir dann zu unserer zweiten Warmshowers-Unterkunft fahren. Die Mama von Barbara empfängt uns freundlich und lässt uns in die Wohnung. Barbara arbeitet bis 19:30 Uhr und sagte vorher am Telefon zu uns, wir sollen uns schon einmal einrichten und wie zuhause fühlen. Und wieder einmal wird uns absolutes Vertrauen entgegengebracht.

Eine quirlige, agile und freudestrahlende Frau in unserem Alter kommt um halb acht zur Tür herein. Einen Topf mit Bohnensuppe und Brot dabei. Schnell ist das Abendessen zubereitet und wir unterhalten uns ausgiebig. Barbara ist eine richtige Weltenbummlerin und war schon in vielen Ländern unterwegs. Ihr Motto: Arbeiten, um zu reisen. Wir hören viele spannende Geschichten und Erlebnisse an diesem Abend. Ihr nächster Reiseplan: Mit dem Fahrrad von Alaska bis nach Feuerland – und zwar allein. Wir sind absolut beeindruckt und begeistert! Nicht zuletzt ist sie auch noch vegan, was eine gewisse Schwingung miteinander ausmacht.

Wir haben es mal wieder richtig gut getroffen!

Sprenger im Hintergrund
Mittagspause
Nachmittagspause
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