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Von Santiago zum Nordkap: Tag 86 – Flachau – Salzburg ca. 83 km/4633 km
Alpen im Regencape
Gut ausgeschlafen werden wir von Jeffrey, dem Wirbelwind, mit Kaffee und Frühstück versorgt. Er gibt uns sogar noch ein Glas von seiner selbstgemachten Marmelade mit auf den Weg.
Der Himmel ist heute bedeckt, aber es ist noch trocken, zumindest bis mittags. Anfangs geht es richtig schön bergab bis St. Johann am Pongau. Dort setzen wir uns zur Mittagspause in einen Park. Es dauert nicht lange, da sind wir schon ziemlich ausgekühlt. Dann fängt es auch noch an zu regnen. Wir sind zwar darauf eingestellt, aber die Kälte ist eher das Problem. Nach dem Essen fahren wir nur 100 m weit und stehen durchgefroren vor einem Café. Der Mitarbeiter kommt raus und fragt, ob wir etwas essen oder trinken möchten. Da können wir nicht widerstehen und die Wärme in dem Café ist eine Wohltat!
Drei Leute sitzen an der Bar und einer von ihnen fragt, ob wir tatsächlich ohne „E“ unterwegs sind. Ich antworte mit: „Ja.“ Er sagt begeistert: „Das gefällt mir!“
In unserer Wärme-Kaffeepause überlegen wir, wo wir heute nächtigen können und wollen. Regen ist jetzt durchgängig bis morgen Abend angesagt. Unsere „Warmshowers“-Anfragen haben bisher alle nicht geklappt. Wir haben also keinen Plan und keine Lösung und entscheiden uns, es auch vorerst dabei zu belassen, was uns recht schwer fällt. Als ich unsere Kaffees bezahlen möchte, komme ich intensiver mit den Dreien an der Bar ins Gespräch. Die klassischen Fragen: woher, wohin, wie lange usw. bringen natürlich unsere Antworten hervor, die bei allen Dreien große Begeisterung hervorrufen. Am Ende sagt der eine spontan: „Ich lade euch auf den Kaffee ein und übernehme eure Rechnung. Wer so etwas tolles macht….“ Vor Freude, Überraschung und Dankbarkeit schießen mir die Tränen in die Augen. Mit einem leichten Kloß im Hals verabschieden wir uns, ziehen wieder unsere Regencapes über und steigen auf die Drahtesel. Eine wärmende Begegnung.
Schnell werden wir bei der Fahrt warm, da es immer leicht auf und ab geht. Endlich sind wir auch wieder auf unserer Route, der Eurovelo 7. Landschaftlich gibt es hier heute schöne Bergkulissen zu erahnen, da leider alles in Dunst gehüllt ist. Irgendwann kommen wir dann durch eine Art Canyon, die steilen, dunklen und schroffen Felswände ragen rechts und links von uns empor. Fast etwas beängstigend in diesem nassen Dunst. Leider gibt es gerade auf diesem Abschnitt keinen Radweg. Dass die Autos und LKWs direkt an uns vorbei rasen, macht das Gefühl in dieser Schlucht nicht besser!
Die leichte Beklommenheit verfliegt sofort, als wir aus dem engen Tal herauskommen. Der Regen und die Kälte halten sich hartnäckig. Immer noch kein Plan für die Nacht. Kurz vor Salzburg sehen wir zu unserer Linken die letzten großen Berge der Alpen und geradeaus ist nichts. Freie Sicht. Ich spüre plötzlich deutlich den Unterschied zwischen dem Aufenthalt in einer Bergregion wie dieser und der Weite, die wir zuhause genießen dürfen. Wir freuen uns schon auf die freie, weite Sicht. Die Faszination der Berge ist vorerst gestillt. Wir radeln, inzwischen platschnass, weiter und weiter Richtung Salzburg. Da – ein Schild! Jugendherberge links ab. Diesem Angebot folgen wir sofort. Wir bekommen mal wieder das letzte Zimmer und sind froh über dieses Glück und die heiße Dusche.