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Von Santiago zum Nordkap: Tag 88 – Burghausen – Schärding ca. 80 km/4776 km
Tag der Begegnungen
Nach einem ausgedehnten, gemeinsamen Frühstück mit Lynn und Thomas machen wir uns gegen 10 Uhr auf den Weg zur längsten Burg der Welt. 1,151 km soll sie messen und wir können sogar mit dem Fahrrad hindurch fahren. Die alten Gemäuer sind sehr gut erhalten und wir fühlen uns ein wenig in der Zeit zurückversetzt.
Um aus Burghausen herauszukommen, muss man einmal steil bergab, über den Fluss und auf der anderen Seite wieder steil bergauf fahren. Steigungen gibt es also nach wie vor genügend. Der Weg führt oberhalb der Salzach durch ruhige Waldgebiete. An einer Kneippstation machen wir unsere Mittagspause. Danach geht es nochmal steil rauf und wir werden von einem jungen Radelpärchen überholt, die nur mit Wochenendgepäck unterwegs sind. Oben angekommen kommen wir mit ihnen ins Gespräch. Sie sind auch begeistert von unserer Tour und bedauern, dass sie nur dieses Wochenende Zeit zum Radreisen haben. Wir werden witzigerweise im Laufe des Tages noch mehrfach von den beiden überholt.
Weiter geht es am Inn entlang und hier begegnen wir einem älteren Ehepaar mit ihren E-bikes, das auch ganz interessiert daran ist, was wir machen. Der Mann ruft: „Ja, seits denn deppert!?“ Wir lachen über diesen bekannten Ausspruch. Kurz vor unserer zweiten Pause begegnen wir wieder Leuten und die Frau gibt uns sogar Gottes Segen mit auf den Weg. Währenddessen unterhält Josi sich mit einem anderen Radlerpärchen. Viele gute Wünsche bekommen wir heute mit auf den Weg und das Leuchten in den Augen der Menschen, denen wir unsere Geschichte erzählen, spiegelt uns immer wieder, was wir für ein Privileg und Glück haben!
Am Nachmittag müssen wir in einem kleinen Dorf wieder eine Steigung hochschieben und oben angekommen spricht uns ein weiteres älteres Paar an. Zum Abschied sagt die Frau zu uns: „Fühlt euch behütet.“
Am frühen Abend wollen wir gerade noch eine Pause am Wegesrand machen, da kommt das junge Pärchen von heute Mittag wieder vorbei. Eigentlich sind sie viel schneller unterwegs als wir, aber jetzt sind wir vor ihnen. Eine kurze Unterhaltung und nochmal liebe Wünsche, bevor sich unsere Wege endgültig trennen. Nach dem Abendessen begeben wir uns dann auf Schlafplatzsuche, die sich mal wieder schwierig gestaltet und sich dadurch sehr in die Länge zieht. Zu guter Letzt treffen wir kurz vor dem Dunkelwerden zwei Frauen, die gerade durch die Stadt schlendern. Sie lassen uns nicht einfach vorbeifahren und stellen viele Fragen. Wir sind inzwischen ganz gelassen, obwohl wir noch nicht wissen, wo wir heute Nacht unser Haupt hinlegen können. Die Unterhaltung ist uns wichtiger. Die beiden sagen: „Wenn wir von hier kommen würden, dürftet ihr in unserem Garten zelten!“ Nur dieses Angebot gehört zu haben, öffnet schon die Herzen. Kurz nach der Verabschiedung und kurz vor Sonnenuntergang finden wir tatsächlich ein hübsches Plätzchen für die Nacht.
Ein wunderschöner Tag (trotz Gegenwind) geht zu Ende und wir fühlen uns umhüllt von so vielen lieben Wünsche, die wir heute bekommen haben.