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Von Santiago zum Nordkap: Tag 9 – Tábara  – Zamora ca. 65 km / 372 km

Weites Land

Gestern Abend gesellte sich dann noch der späte Pilger aus Ungarn zu uns. Eine kleine Unterhaltung war noch drin und er erzählte, dass er über Felsen klettern musste und irgendwann sein Handyakku + Powerbank leer waren. So fehlte ihm die Navigationshilfe zum Ziel und er ist dann auch noch in die Dunkelheit geraten. Ein Dorfbewohner hat ihn dann zur Herberge gebracht. Etwas geschundenen wirkte er auf uns. Kein Wunder nach 36 km wandern.

Heute Morgen wachen wir alle 3 relativ spät auf – um 7:30 Uhr. Es ist immer noch kalt im Raum und es kostet etwas Überwindung aufzustehen. Ich habe Kopfschmerzen und versuche, sie mit reichlich Wasser zu beseitigen. Hilft leider nur bedingt. Nachdem wir alles zusammengepackt haben, begeben wir uns zum Frühstück in den Gemeinschaftsraum. Genauso wie gestern Abend läuft klassische Musik im Hintergrund und verbreitet eine andächtige Stimmung. José sitzt schweigend und geduldig in der Ecke, während wir sein vorbereitetes Frühstück genießen. Nach reichlich Kaffee halten sich meine Kopfschmerzen hartnäckig und der Pilger aus Ungarn fragt, ob jemand Aspirin möchte. „Ja“, rufe ich und denke gleichzeitig: Der Weg gibt uns immer das, was wir gerade am meisten brauchen. Was das mit der Kälte soll, verstehe ich allerdings nicht! Vielleicht ist das eine Art Abhärtungsprogramm oder Gewöhnung an das Ungemütliche. Hier ist es jedenfalls bisher am kältesten gewesen, wenn man die Raumtemperatur meint. Ansonsten war es der wärmste Ort, welcher mit so viel Herzenswärme gefüllt ist. Bei dem Zusammenspiel mit der Musik und der besonderen Pilgeratmosphäre kommen mir tatsächlich die Tränchen. Und direkt im Blickfeld aus dem Fenster eröffnet sich abermals ein wunderschöner Sonnenaufgang.

Als wir uns verabschieden, gibt José uns ein paar letzte Worte mit auf den Weg: „Bewahrt euch auf eurem Weg und eurer Reise diese Pilgerphilosophie.“

Mit einem wohligen Gefühl radeln wir davon. Wieder geht es über endlose Straßen und das Land erstreckt sich um uns herum in eine weite Ebene. Hier oben auf dem Hochplateau ist flaches, weites Land zu sehen, soweit das Auge reicht. Irgendwann überqueren wir eine alte Brücke und später kommen wir an einer Burgruine aus dem 12. Jahrhundert vorbei. Das war auch ein Tipp von José. Die alten Grundmauern sind teilweise noch sehr gut erhalten und im Inneren ist eine Gedenktafel errichtet, auf der alle Persönlichkeiten verewigt sind, die die Wegbereiter des Friedens waren, z.B. Nelson Mandela

Wir verlassen diesen besonderen Ort wieder auf einem Sandweg und radeln an der vereinsamten Nationalstraße bis nach Zamora. Hier dürfen wir sogar 2 Nächte in der WARMEN, öffentlichen Herberge bleiben und können uns morgen etwas ausruhen. Jetzt melden sich die Muskeln doch langsam, jedenfalls bei mir. Josi hat noch keine Probleme. Wir bekommen ein 8-Personen-Zimmer für uns (mit eigenem Bad) und sind absolut begeistert! In der Stadt gibt es eine Wäscherei, die wir hier natürlich nutzen, und freuen uns über die frische, gut duftende Wäsche. Der Hosteliero ist sehr sympathisch. Ein alter Herr mit einem Schalk im Nacken. Er frotzelt ein wenig mit uns herum und überrascht uns sogar mit ein paar Worten auf Deutsch. Hier fühlen wir uns sehr wohl und wissen nun den Luxus von Wärme noch mehr zu schätzen.

Gestern bei José….
Sonnenaufgang
Alte Brücke
Das Castel
Gedenktafel
Auf dem Weg zur Wäscherei.
Pause
Gedenktafel
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