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Von Santiago zum Nordkap: Tag 90 – Mitterberg – Katsdorf ca. 87 km/4919 km

Hitzekollaps und Engel

In angenehmer Atmosphäre und bei trockenem Wetter können wir heute morgen das Frühstück genießen. Die beiden Bänke vom Nachbarn dürfen wir auch wieder benutzen.

Zeitig geht es auf die Piste. Der Himmel ist bedeckt und die Temperaturen sind schon wieder auf 13 Grad gesunken. Nach ein paar Kilometern müssen wir, wegen Bauarbeiten auf dem Radweg, mit der Fähre auf die andere Seite übersetzen. Nun kommen wir doch noch mal ans andere Ufer. Die Überfahrt kostet 3 € p.P. Irgendwann geht der Donauradweg auf dieser Seite nicht mehr weiter und wir müssen zwangsläufig die nächste Fähre nehmen, um wieder rüber zu kommen. Hier knöpft man uns 4 € p.P. ab. „Etwas viel für Alternativlosigkeit“, grummelt Josi vor sich hin. Auf der anderen Seite findet sich bald ein Pausenplatz. Viele vorbeifahrende Radler wünschen uns einen guten Appetit, während wir direkt am Weg auf einer Bank sitzen und kauend, mit dicken Backen auf die Donau schauen.

Bis nach Linz schaffen wir es trocken zu bleiben, doch dann fängt es doch so doll an zu regnen, dass wir für eine Weile unter einer Brücke Schutz suchen. Die restliche Regenphase überbrücken wir dann mit einkaufen. Danach geht es bei ganz leichtem Regen weiter an der breiten, beruhigenden Donau. Der Radweg ist durchgehend glatt asphaltiert und super beschildert. Bevor wir uns auf die Schlafplatzsuche begeben, stärken wir uns unter dem Überstand eines Restaurants, das heute Ruhetag hat.

Dann ist es endlich trocken und wir fahren weiter. An einem Fluss finden wir zwar eine relativ geeignete Stelle zum Zelten, aber sind doch nicht 100%ig von dem Platz überzeugt. Also weitersuchen. Unerwartet wird es nun noch einmal richtig steil. Wir haben beide immer noch unsere Regenkluft an und Josi ist ordentlich am schnaufen. Noch vor dem „Gipfel“ muss sie anhalten und die Plastiksachen ausziehen. Sie beklagt sich über Schwindel und plötzlichen Kopfschmerz. Eine Frau kommt aus dem Haus und fragt, ob alles in Ordnung sei, und bietet uns die Bank vor ihrem Haus zum sitzen und ausruhen an. Wir nehmen das Angebot zögerlich an und setzen uns dort eine Weile hin. Josi ist immer noch ganz schwummerig. Wahrscheinlich eine Überhitzung des Körpers durch die starke Anstrengung der Steigung und der absolut dichten Regenkleidung. Die Frau kommt nochmals raus und bringt uns etwas zu trinken und zwei frisch gebackene Toastbrote mit Käse. Sie betont immer wieder, dass wir bescheid sagen sollen, wenn wir noch etwas brauchen. Wir sind ganz überfordert, von so viel Hilfsbereitschaft überschüttet zu werden. Planlos sitzen wir auf der Bank vor dem sehr modernen Haus und überlegen, was wir nun machen und wo wir eigentlich schlafen. Josi fühlt sich nach wie vor sehr wackelig und schlapp. Da geht die Tür wieder auf und die Frau fragt, wo wir heute nächtigen. Wir antworten: „Keine Ahnung, wir suchen noch einen Platz für unser Zelt.“ Da schlägt sie spontan vor, dass wir in deren Garten zelten dürfen. Tränen der Freude und Dankbarkeit schießen uns in die Augen. Was für ein Glück, dass wir ausgerechnet vor diesem Haus mit dieser lieben Familie gelandet sind! Der Mann ist auch einverstanden und bemüht, es uns so bequem wie möglich zu machen. „Ihr braucht keine Angst zu haben, hier ist alles Kamera überwacht.“ Hier werden wir bestimmt entspannt schlafen. Nachdem wir das Zelt aufgestellt und unser Bett hergerichtet haben, geht es Josi auch wieder besser. Ein langer Tag mit so viel Herzlichkeit geht zuende.

Schietwetter
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