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Etappe 11: Castro Urdiales  – Laredo ca. 22,6 km EXTREM!

Tag der Highlights und Bewältigungen.

Ich wache mit Kopfschmerzen auf, wie vor 3 Jahren schon, als ich hier war. Nur damals wusste ich nicht, was mir bevor steht. Heute weiß ich, dass mindestens ein riesiges Abenteuer auf uns wartet! Es gibt nämlich eine tolle Abkürzung über ein Bergmassiv, das ein wenig Mut, Trittsicherheit und Selbstvertrauen erfordert. Nici ist bereit, sich dieser Herausforderung und ihrer Höhenangst zu stellen. Also los!

Erstmal ein stärkendes Frühstück und dann auf dem Weg aus der Stadt etwas Sightseeing. Es sind schon 22 Grad am Morgen und es soll noch heißer werden….Nach dem Frühstück verschwinden meine Kopfschmerzen zum Glück. Wir sehen das Castel und das Naturschwimmbad der Stadt. Auf dem Weg zum nächsten Ort, begegnen wir einem,,Waldkindergarten“. Als man uns entdeckt, werden wir gebeten, zu ihnen zu kommen. Ich soll den Kindern meine Jakobsmuschel zeigen und der Erzieher erklärt den Kindern, was die Muschel zu bedeuten hat und was es mit den Pilgern auf sich hat. Wir sind quasi eine kleine Attraktion. Danach geht es weiter zum nächsten Ort, wo es eigentlich eine Möglichkeit für zur Stärkung gibt, bevor es den Berg hinauf geht. Es ist 12 Uhr und man sagt uns, dass es erst in einer Stunde Mittagessen gibt. Hm…so lange wollen wir nicht warten. Wir essen also unseren drei Tage alten Kuchen, das trockene Brot von gestern und besorgen uns im Laden noch ein paar Kekse, ein frisches Brot, Wasser und Chips. Das muss reichen.

Als erstes geht es von hier aus durch die lange Bucht. Wir haben Glück, denn es ist Ebbe. Ansonsten hätten wir an der Straße einen 7 km langen Umweg gehen müssen. Doch schon bald bemerke ich, dass das Wasser schnell höher steigt, als plötzlich meine Schuhe davon schwimmen, die ich in den Sand gestellt habe. Erschrocken stelle ich fest, wie sich der Priel , durch den wir müssen, mit Wasser füllt. Ich gehe schneller und wate durch das ansteigende Wasser. Auf einmal verschwinden meine Füße im weichen Sand ein und versinke bis zum Oberschenkel. Ich habe Mühe vorwärts zu kommen. Leicht hektisch versuche ich so schnell wie möglich ins Trockene zu gelangen. Drüben angekommen, sehe ich Nici, wie sie seelenruhig den Strand entlang schlendert. Ich winke ihr zu, sie soll sich beeilen, aber sie sieht mich nicht. Dann wedel ich wild mit den Armen in der Luft, um ihr zu signalisieren, dass sie weiter nach links muss,  weil es dort schon zu tief ist. Aber Nici realisiert meine Zeichen offenbar nicht und läuft schnurstracks und voller Selbstbewusstsein in ihr Unglück. Ich bin hilflos. Da sehe ich, wie sie plötzlich bis zum Bauchnabel im tiefen Wasser versunken ist. Sie hat bei der Tiefe natürlich noch mehr Mühe sich herauszukämpfen. Ich sehe, wie sie taumelt. Wenn sie jetzt umfällt, ist ALLES nass. Aber sie schafft es mit zittrigen Knien und Händen ins Trockene zu gelangen. Was für eine Aufregung. Gut, dass wir nicht noch auf das Mittagessen gewartet haben!

Nachdem wir unsere Füße getrocknet haben, geht es zum nächsten Abenteuer. Es steht eine Alpinwanderung an. Der Anfang ist noch recht human und Nici schlägt sich super. Doch irgendwann wird es immer steiler und steiler. Ich bemerke, wie sie damit zu kämpfen hat und rechne schon damit, dass sie umkehren möchte, aber sie geht immer weiter. Kurz vor dem Gipfel muss man nochmal ein kurzes Stückchen klettern. Wir schnaufen und prusten beide vor uns hin. Das ist wirklich nichts für schwache Nerven! Mein Gewissen plagt mich, dass ich sie/uns in diese Situation gebracht habe. Dann ist es geschafft! Endlich oben! Die ganze Anspannung fällt ab und es bietet sich ein grandioser Blick über die Landschaft! Nach einer kurzen Vetschnaufpause geht es auf der anderen Seite wieder runter, Richtung Laredo. Es ist weiterhin steinig und teilweise steil. Wir müssen nochmal einen kritischen Punkt überwinden. Die Sonne brennt und wir haben keine Wasser mehr. Über drei Stunden krakseln wir in der Hitze in den Bergen herum. Die Füße tun natürlich auch schon wieder mächtig weg. Keine Wasserquelle weit und breit. Irgendwann erreichen wir erschöpft Laredo und steuern die Klosterherberge an. Wir vernehmen Gesang aus der Kirche und folgen diesen schönen Klängen. Ein Gottesdienst geht gerade zuende, aber die Pilger dürfen sich noch einen Segen abholen. Als die Messe vorbei ist, schwappen die Emotionen endgültig über. Draußen treffen wir Eva aus der Schweiz, die wir schon in Eskerika in der Herberge kennengelernt haben. Wur liegen uns alle drei in den Armen und weinen vor Glück. Sie ist sagenhafte 73 Jahre alt und erinnert mich sehr an meine Omi. Mein Herz geht auf.

Und zuguterletzt bekommen wir auch noch ein Doppelzimmer in der Klosterherberge.

Erkenntnis des Tages: Der Mut trägt uns.

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