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Etappe 12: Laredo – Santoña ca. 7 km

Hitze & Systemabsturtz

Nicht nur der gestrige Tag war eine körperliche und mentale Herausforderung. Besonders für Nici, die sich ihrer Höhenangst gestellt hat. Dafür müsste es eigentlich eine Goldmedaille und einen Orden geben!

Die Nacht war der Horror. Scheinbar hat Nici sich gestern einen Sonnenstich eingefangen und musste sich deshalb mehrfach in dieser Nacht übergeben. Trotzdem entscheidet sie sich heute Morgen, wenigstens den ,,kurzen“ Weg bis nach Santoña zu gehen. Ich bin beeindruckt! Zu allem Übel ist es um 10 Uhr schon über 30 Grad warm und kein kühlendes Lüftchen weit und breit. In einem Park machen wir die erste Pause und Nici schläft auf einer Bank. Nach einer kleinen Stärkung führt der Weg um die ewig lange Bucht von Laredo herum. Eigentlich ein sehr schöner Weg, aber wir können es in diesem Moment überhaupt nicht genießen. Es fühlt sich an, als würde dieser Weg niemals enden wollen…..

Ich leide mit Nici. Selbst für mich ist es im gesunden Zustand schon anstrengend, wie muss es bloß für sie sein!? Andere Pilger*innen, die uns überholen, stöhnen und schnaufen auch an uns vorbei. Denen scheint es ebenso zu gehen. Dann endlich die Überfahrt mit dem kleinen Boot nach Santoña. Auf der anderen Seite erstmal schnell in den Schatten. Ich glaube, Nici ist einem Kollaps nahe. Langsam mache ich mir ernsthaft Sorgen! Nach der kurzen Pause raffen wir uns auf, um schnellstmöglich die Herberge aufzusuchen, um aus der sengenden Hitze herauszukommen. Als wir sie endlich gefunden haben, sagt mir der Herbergsvater, dass sie jetzt noch sauber machen und erst in einer Stunde öffnen würden. Ohje, ohje…. Nici ist am Ende und macht mir nochmal den Ernst der Lage klar. Ich gehe also nochmal zu dem Herbergsvater und versuche ihm mit meinem wenigen Spanisch zu erklären, dass wir quasi einen Notfall haben und meine Freundin umgehend nach drinnen ins Kühle muss! Er reagiert sofort und sagt: ,,Fünf Minuten“. Und verschwindet im Haus. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Nici sitzt wie ein Häufchen Elend auf der Bank. Ich starre gebannt auf die Tür der Herberge, wann endlich der Mann wieder rauskommt und wir rein dürfen. Ich bin verzweifelt und angespannt. Was kann ich nur tun? Ich google nach Maßnahmen bei einem Sonnenstich und lege daraufhin mein feuchtes Handtuch in Nicis Nacken. Immernoch ist die Tür der Herberge verschlossen. Das sind gefühlt die längsten 5 Minuten meines Lebens! Da! Endlich! Der Mann kommt raus und winkt uns zu. Erleichterung! Kn der Herberge angekommen, legt Nici sich sofort ins Bett und ich mache ihr kalte Umschläge. Schlaf und Ruhe ist jetzt wohl das Beste. Und mir wird diese Pause sicherlich auch gut tun.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt entdecke ich eine Temperaturanzeige mit 41 Grad. Ich bin so froh, dass wir heute nicht weiter gelaufen sind!

Und eine gute Nachricht gibt es noch: Dagmar, aus Lüneburg, ist wieder auf dem Camino und kann ihren Fuß tatsächlich belasten. Was für ein Glück!

Eine weitere Pilgerin aus Lüneburg, teilt sich mit uns das Zimmer. Wir kommen ins Gespräch. Sabrina ist ihr Name. Ich erzähle ein bisschen von unserem Desaster und dass wir hier einen Tag Pause machen. Aus Rücksicht gegenüber Nici, zieht Sabrina sogar nochmal um. ,,Ich wollte nicht stören“, sagt sie. Am Abend ergibt es sich sogar, dass wir zusammen essen gehen und uns weiteren ,,Camino-Gesprächen“ widmen, während Nici sich immernoch gesund schläft. Es ist ein schöner Abend und ich bin froh über die nette Gesellschaft.

Ich gehe übrigens fest davon aus, dass Nici morgen wieder gesund und gestärkt sein wird. Es besteht also kein Grund zur Sorge. Und Schlaf ist bekanntlich eine gute Medizin.

Ein bisschen Heimat.

Erkenntnis des Tages: Der Weg fordert.

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