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Etappe 15: Güemes  – Santander ca. 23 km

Der erste Regen.

Nach einer unruhigen Nacht, in einem viel zu kleinen Bett bzw. Koje (0,60 m Breite × 1,60 m Länge), bekommen wir im Pilgerparadies sogar auch noch ein Frühstück. Alle Pilger*innen versammeln sich nochmals im Speiseraum und es herrscht wieder buntes Gebrabbel in allen möglichen Sprachen. Herrlich! Dann machen sich alle nacheinander auf den Weg in Richtung Santander. Anfangs sind wir noch alleine auf der Straße, aber schon bald werden wir von einem regelrechten Pilger-Pulk überholt. Naja, die meisten sind auch 20 Jahre jünger als wir. Und außerdem geht es hier ja nicht um die Geschwindigkeit.

Während der Trupp vor uns immer weiter an der stark befahrenen Landstraße entlang pilgert, die bis nach Santander führt, biegen wir nach rechts ab. Dort verläuft nämlich ein wunderschöner Abschnitt, direkt am Meer entlang. Der Himmel ist wolkenverhangen und schon bald fängt es an zu regnen. Zum ersten Mal, nach zwei Wochen, benutzen wir unseren Regenschutz. Irgendwie stört uns das Wetter gar nicht. Unterwegs kommen wir immer wieder mit unterschiedlichen Pilgern ins Gespräch, die auch den längeren und dafür schöneren Weg gewählt haben. Und doch bleibt Zeit für Gedanken.

Als wir den großen Strand erreichen, hat es auch schon aufgehört zu regnen. Das Gehen im weichen Sand ist unglaublich anstrengend! Zudem ist die Luft wieder ordentlich dick geworden. Eine Dunstwolke liegt über dem gesamten Strand. Trotzdem genießen wir jeden Schritt und diese unglaubliche Natur.

Mit einer kleinen Fähre setzen wir nach Santander über. Ca. 15 Minuten dauert die ,,wilde“ Fahrt, bei der sich der Bug im starken Wellengang hebt und senkt. Ich muss mich sogar kurz festhalten und bin froh, dass die Überfahrt nicht länger dauert. Ansonsten wäre ich wohl seekrank von Bord gegangen.

In Santander stürmen wir das einzige vegane Restaurant und schlagen uns so die Bäuche voll, dass wir sogar den ganzen Abend über noch satt sind. In der einfachen und gepflegten Herberge gibt es leider keinen Stempel für unseren Pilgerpass. Die Herbergsmutter schickt uns zur gegenüberliegenden Kathedrale, dort soll es Stempel geben. Vergeblich suchen wir die Kirche ab, aber es ist niemand mit einem Stempel zu finden. Dann fragen wir einen Aufseher. Er schickt uns um die Ecke zur richtigen Tür. Wir klingeln. Ein Mann öffnet und es schlägt uns ein strenger Uringeruch entgegen. Wir stehen in einem dunklen, großen Flur, mit verschiedenen kirchlichen Utensilien und einem großen Schreibtisch. Er gibt uns die Stempel, einen nach dem anderen und wir sind froh, als wir dort wieder raus sind. Anschließend tingeln noch etwas durch die Straßen, kaufen Vorrat für morgen ein und verschwinden früh auf unserem Einzelzimmer mit Doppelstockbett. Die Städte sind uns insgesamt doch zu laut und zu wuselig.

Erkenntnis des Tages: Die faszinierende Natur gibt Kraft.

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