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Etappe 17: Polanco – Cóbreces ca. 23 km

Nicht gut, nicht schlecht, irgendwas dazwischen.

Da es heute Morgen kein Geraschel von anderen Pilgern gibt, schlafen wir relativ lange. Ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück ist auch noch drin, bevor es losgeht. Der Himmel ist bedeckt, aber die Sonne kämpft sich durch. Schnell wird es wieder stickig und heiß. Nach einem Kilometer sind wir komplett durchgeschwitzt. Eigentlich wollen wir in dem ersten Café auf dem Weg einen Kaffee trinken, lassen es aber doch. Bei dieser Luft ist uns nicht danach. Schwerfällig geht es weiter durch das langgezogene Industriegebiet. Als wir es endlich hinter uns lassen können, geht es wieder bergauf. Angeblich soll diese Wegvariante die schönere sein, was wir bisher noch nicht feststellen können. Auf dem Berg weht plötzlich eine kräftige Brise und von der stickigen Luft ist nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil. Es ist ziemlich frisch und erst recht, wenn man vorher geschwitzt hat. Wir laufen permanent an einer Hauptstraße entlang, die sich wie eine lange Schlange in die Landschaft gelegt hat. Der Wind kommt direkt von vorne und mit ihm ein bekannter Duft nach Kuhdung.,,Wie zuhause“, denke ich wenig begeistert.

Ein Pilger liegt am Straßenrand auf einem Mauervorsprung und ruht sich aus. Dieses Wetter Hin und Her ist körperlich sehr fordernd und zehrt am Gemüt. Jedenfalls an meinem. Nach guten 10 km erreichen wir endlich die historische Stadt Santillana del Mar. Da heute Sonntag ist, sind natürlich jede Menge Touristen da und es herrscht reges Treiben. Nach unserer Mittagspause entdecken wir einen Eisstand, mit verschiedenen veganen Sorten und stellen uns sofort an. Während wir warten, spricht uns eine Frau an, die offensichtlich mit einer Gruppe Touristen eine Tour durch die Stadt macht. Sie stellt uns allerhand Fragen und die Leute fotografieren uns. Wir sind in diesem Moment scheinbar eine richtige Touristenattraktion. Lustig.

Endlich sind wir an der Reihe! Wir bestellen jede zwei Kugeln im Becher. Während wir genüsslich unser Eis in der Sonne vertilgen, treffen wir sogar noch unsere ,,Pilgerfreundin“ Anna aus Rottweil und tauschen uns kurz aus. Sie geht mit ihrem Mann Tobi auch bis nach Santiago bzw. Finisterre. Wir hoffen, dass wir die beiden nochmal wieder sehen.

Nach dieser entspannten, langen Pause kommen wir wieder auf Feldwege und Landstraßen. Der Himmel zieht sich wieder zu. Ein Gewitter ist auch noch angekündigt. Es scheint so, als liefen wir den ganzen Tag dem Regen davon. Kurz vor unserem Ziel, erreichen wir eine schöne große Kirche auf einem Berg. Leider ist sie verschlossen. Ich erinnere mich noch gut an diesen Ort, denn vor 3 Jahren bekam ich hier vom Küster Günther eine bemalte Jakobsmuschel und eine Orange geschenkt. Heute stehen wir hier im Wind vor verschlossenem Tor. Schade.

Zügig gehen wir weiter, um dem möglichen Regen zu entkommen. Nur noch 1 Kilometer bis zur Herberge. Dann stehen wir endlich vor deren Tür. Auch verschlossen. Am Eingang hängt ein Zettel ,,vorübergehend geschlossen“. Oh, man….. die nächste Herberge liegt noch 6 km entfernt. Nici hat einige Probleme mit ihren Füßen und ist ganz und gar nicht von dieser Situation begeistert! Wir gehen in eine naheliegende Bar und nutzen die kleine Pause zum Handy-und Fußakkus aufladen. Ich mache mir viel mehr Sorgen, ob wir die letzten 6 km noch trocken biszum nächsten Ort schaffen. Nach 20 Minuten geht es weiter zum Endspurt. Zu meiner Freude dauert es nicht lange und die Sonne zeigt sich nochmal. Heiter ,,spazieren“ wir zur privaten Herberge mit Ausblick aufs Meer und es sind auch noch 2 Plätze für uns frei.

Erkenntnis des Tages: Einen Fuß vor den anderen und nehmen was kommt.

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