Angekommen Langsam lasse ich die Stadt Santiago de Compostela hinter mir und begebe mich heimwärts.…
Etappe 23: Nueva – San Esteban ca. 20 km
Überraschungen am Wegesrand.
Nach einem sehr schönen Abend im Pilgerparadies, mit leckerem Essen, erwachen wir in einem Ameisenparadies. Mir war gestern Abend schon aufgefallen, dass im Bad einige Ameisen waren. Heute Morgen bemerken wir, dass auch sehr viele Ameisen in unserem Zimmer sind und sogar in unseren Betten herumkrabbeln. Das hätten wir bei dem Preis von 23 € jetzt nicht erwartet. Immerhin besser als Bettwanzen.
Unser Frühstück können wir in der Sonne an einem Tisch des Restaurants, unterhalb der Herberge, im Außenbereich genießen. Hinter uns plätschert ein Bach und wir sind ganz für uns an diesem hübschen Ort. Nachdem wir gestartet sind, gehen wir nach 500 Metern in das erstbeste Café und bestellen uns zwei Kaffee. Jetzt kann es wirklich losgehen. Anfangs geht es noch entlang der Autobahn, aber das stört uns nicht. Die Bergkulisse entschädigt für alles!
Nachdem wir uns kurz verlaufen, begegnen wir plötzlich einem Hund. Er folgt bzw. behleitet uns eine ganze Weile. Wir haben schon Sorge, dass er uns nicht mehr von der Seite weicht. Nici verwöhnt ihn natürlich ordentlich mit Streicheleinheiten, aber irgendwann geht er doch wieder seinen eigenen Weg. Lauter kleine Überraschungen am Wegesrand beglücken uns heute besonders. Bemalte Steine, bunte Zeichen und Schilder und eine Schachtel mit Pilgergrüßen in einer Steinmauer. Auch bepflanzte Schuhe gibt es zu sehen und einen Getränke-und Snakautomaten. Es ist ein bisschen wie Ostern. Wir freuen uns wie Kinder, wenn wir etwas Neues entdecken. Zudem ist das Klima heute mild und die Sonne lacht. In Ribadesella machen wir eine ausgiebige Mittagspause. Danach geht es an der langen Strandpromenade entlang weiter. Dort beobachten wir Surfer, die waghalsig die relativ hohen Wellen bezwingen. Ein spannendes Schauspiel!
Am frühen Nachmittag erreichen wir schon unsere Herberge. Eine quirlige, junge Frau empfängt uns. Sie weist uns ein und wir fühlen uns gleich sehr wohl hier. Es gibt eine Küche, einen kleinen Shop und einen großen Garten. Wir beschließen das auszunutzen und heute das erste Mal zu kochen. Spagetti mit Tomatensoße, Kichererbsen, Erbsen und Pilzen. Wir treffen Peter wieder. Er kommt aus Hamburg und wir haben ihn schon in der ersten Herberge in Pasaia kennengelernt. Er bietet uns Wein an und wir ihm Nudeln. Zum Essen machen wir es uns im Garten in der Sonne gemütlich. Ein Pilger aus Uruguay sitzt bereits an diesem Tisch. Auch ihm bieten wir von unseren Nudeln an und so entsteht ein nettes Gespräch. Wir fragen ihn, warum er auf dem Jakobsweg ist. Er erzählt uns, dass er schon 30 Jahre mit diesem Gedanken spielt, einen Camino zu gehen. Er schaut uns in die Augen und sagt: ,,Wir haben zwei Leben, ein unbewusstes und ein bewusstes. Ich hatte vor zwei Jahren einen schweren Autounfall, weil ich am Steuer eingeschlafen bin. In diesem Moment ist mir klar geworden, dass jetzt mein zweites, bewusstes Leben beginnt. Darum bin ich hier“. Wir müssen schlucken und bekommen eine Gänsehaut.
Erkenntnis des Tages: Der Weg schenkt einem bewusst Sein und Bewusstsein.