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Etappe 26: Deva – Tabaza ca: 28 km

Überraschung!

Bevor wir starten, setzen wir uns draußen auf die Bank an den Tisch und essen unsere beiden Brötchen mit Marmelade und teilen uns den letzten Apfel.

Zuerst führt uns der Weg durch einige Dörfer und an der imposanten Universität vorbei, die wir in der Ferne sehen können. Gegen 10 Uhr erreichen wir Gijón. Perfekt, denn wir haben dort ein veganes Café entdeckt, dass genau in diesem Moment öffnet. Endlich bekommen wir auch mal eine Tortilla! Wir lassen es uns richtig gut gehen und nehmen sogar noch etwas für unsere Mittagspause mit. Nachdem wir noch allerhand erledigen, wie Blasen Pflaster, Geld und Früchte besorgen, geht es weiter durch die geschäftige Stadt. Kurz vor dem Ortsausgang spricht uns plötzlich ein Spanier auf Deutsch an und sagt: ,,Ich habe mit meiner Frau gewettet, dass ihr Deutsche seid.“ Wir bleiben erstaunt stehen. Daraufhin quaselt er uns zehn Minuten voll, so dass seine Frau schon etwas genervt im Hintergrund auf ihn wartet und mit den Augen rollt. Der Mann erzählt uns von den Umständen, die in Spanien und Gijón herrschen. Er zahlt in Spanien dreimal so viele Steuern wie in Basel, seinem zweiten Wohnort.,,Und die Stadt Gijón wird von der Stahlindustrie beherrscht. Alles ist kontaminiert“, sagt der Mann etwas verärgert. Es gibt ein riesiges Stahlwerk, das die ganze Umgebung tatsächlich in einen rostroten Staubmantel hüllt. Das ist wohl auch der Grund, weshalb diese eigentlich schöne Stadt eher nicht von den Touristen bevorzugt wird, so wie San Sebastian und Oviedo.

Als wir das Zentrum verlassen, sehen wir das Industriegebiet mit seinem riesigen Stahlwerk, das fast so groß wirkt wie eine eigene Stadt, in seiner vollendeten Hässlichkeit. Unvorstellbar, dass hier 10.000 Menschen arbeiten. Alles ist dreckig und verkommen. Die Förderbänder quietschen und es stinkt. Wir kommen an vielen Baracken und verfallenen Häusern vorbei. Ein trostloses Bild. Nach einer Stunde sind wir endlich wieder im Grünen. Der Lärm des Stahlwerks begleitet uns zwar noch eine ganze Weile, aber wenigstens gibt es jetzt wieder frische Luft.

Da die heutige Etappe sogar länger geworden wäre als gestern, haben wir uns eine Pension im Vorort von Avilés ausgesucht. Obwohl sie direkt am Camino liegt, ist sie nicht im Reiseführer angegeben, hat aber gute Bewertungen bei Google. Als wir am frühen Abend vor der Unterkunft stehen und uns schon wieder die Füße brennen, macht niemand die Tür auf. Insgesamt wirkt das Haus auch sehr verlassen und heruntergekommenen. Ohje, wir ahnen Böses. Drei mal klopfe ich energisch an die Tür. Nichts regt sich. Nici sucht derweil schon nach Alternativen in der Nähe, aber hier ist einfach weit und breit nichts! Vielleicht ein Taxi? Das ist allerdings die letzte Lösung für uns. Aber sechs Kilometer bis Avilés schaffen wir einfach nicht mehr. Was nun? Wir ratlos. Da steht auf einmal eine dickliche, kleine Frau vor uns. Ich frage sie nach zwei Betten. Sie winkt uns zu sich und signalisiert, dass wir mitkommen sollen. Dann führt sie uns um das verwahrloste Haus herum zu einem anderen hübschen Haus, öffnet die Tür und wir stehen in einer kleinen, gepflegten Wohnung. Wir sind sehr überrascht, erleichtert und hell auf begeistert! Die Frau verschwindet kurz und kommt unerwartet mit einer Tüte Chips, einer Flasche Wasser und zwei Dosen Bier wieder, die sie uns auf den Tisch legt. Was für ein unerwartetes Glück! Wir sind rundum zufrieden.

Erkenntnis des Tages: Manchmal kommt es anders als man denkt.

Universität
Fußgänger- und Fahrradtunnel, die in einen Kreisverkehr münden.

Verwirrende Zeichen
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