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Etappe 27: Tabaza – Muros de Nalón ca. 20 km

Halb und halb.

Den gesamten Vormittag über laufen wir in der Sonne bis nach Avilés. Es geht permanent an der Straße entlang. Teilweise sogar zwischen einer Autobahn und einer riesigen Industrieanlage hindurch. Durch den Verkehr ist es wieder sehr laut. In einer Bar machen wir Halt und trinken auf die Schnelle einen Kaffee. Länger wollen wir hier nicht bleiben, da sich hier viele kuriose Gestalten aufhalten. Einige Männer bestellen sich hier um 8 Uhr morgens Kaffee mit Schnaps und andere stehen am Spielautomaten. Die Kellnerin wirkt sehr gestresst, obwohl gar nicht viel los ist. Sie passt auch optisch, so hübsch wie sie ist, überhaupt nicht in diese abgewrakte Bar. Irgendwie könnte diese ganze Szenerie auch aus einem amerikanischen Film stammen.

Da wir uns heute bewusst für eine kürzere Etappe mit ca. 13 – 15 km entschieden haben, bleibt in Avilés genug Zeit für eine ausgiebige Mittagspause. Da unser auserwähltes Restaurant erst in einer Stunde öffnet, überbrücken wir die Zeit in dem Café nebenan. Der Kellner weist uns darauf hin, dass es in 1-2 Stunden stark anfangen wird zu regnen. Wir erzählen ihm, dass wir dann zu dem Zeitpunkt nebenan zum Essen im Trockenen sitzen. Daraufhin rät er uns eher von dem ausgewählten Restaurant ab und empfiehlt uns ein anderes neues. Bis es öffnet, überbrücken wir die Zeit in der Stadt und stehen pünktlich zehn Minuten vor eins vor der Taverne. Hypnotisierend und hungrig starren wir auf die Tür. Nichts tut sich. Bis 13:10 Uhr warten wir, aber scheinbar öffnet dieses Restaurant heute nicht mehr. Also gehen wir doch zu unserem Ursprungsplan zurück. Schnell wird uns klar, was der Kellner vorhin gemeint hat. Leider ist das Essen nicht besonders gut und dafür relativ teuer. Ok – Perspektivwechsel: Besser ein ,,schlechtes Essen als gar kein Essen.“

Am Nachmittag regnet es dann ordentlich, also holen wir mal wieder unsere sexy Regencapes raus. Da es angenehm warm ist, stört uns der Regen nicht. An einer Stelle biegen wir dann zu früh ab und bemerken es erst viel zu spät. Umkehren ist also keine Option. Plötzlich stellt Nici über Google fest, dass unsere angepeilte Herberge vorrübergehend geschlossen ist. Also Plan B: Zum nächsten Hotel. Dort angekommen stellt sich heraus, dass dieses komplett voll ist. Mist! Wir haben jetzt doch schon wieder 20 km hinter uns und die nächste Herberge ist erst in 13 km. Ein Bus fährt auch nicht von hier. Also rufen wir ein Taxi. Der Fahrer ist sehr zuvorkommend und als er uns absetzt und kassiert, sagt er: ,,Eigentlich 22 €, aber gib mir 20 und 2€ sind für den Camino. Passt gut auf euch auf!“ Etwas gerührt von dieser Situation trotten wir zur Albergue und haben kein schlechtes Gewissen, dass wir ,,geschummelt“ haben.

Wir werden hier freundlich empfangen und es gibt sogar noch zwei Betten in einem separaten Zimmer. Am Abend treffen wir nach Tagen Anne und Tobi aus Rottweil wieder. Große Freude! Sie sind zufällig auch mit uns im selben Haus. Wir sitzen gemeinsam draußen vor der Herberge in der Abendsonne und es ergeben sich spontan sehr intensive Gespräche. Wir tauschen uns über unsere Erfahrungen und Zukunftsideen aus. Die Beiden erzählen uns, dass sie auch sehr abenteuer- und reiselustig sind. Als es anfängt zu regnen, verkrümeln wir uns alle nach oben in die Küche der Herbergswohnung und machen es uns dort gemütlich. Übrigens hat man von hier oben einen tollen Blick über das Tal. In der Ferne sehen wir die Blitze vom Gewitter am Himmel. Faszinierend!

Erkenntnis des Tages: Es fügt sich alles.

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