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Etappe 3: San Sebastian – Zarautz ca. 20 km

Liebe das Leben.

Die Luft ist klamm und muffig. Die Wäsche hängt überall im Zimmer verteilt zum trocknen. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen durch das Fenster in unser Zimmer. Wir haben einen sehr erholsamen Schlaf genossen und krabbeln langsam aus unseren Betten. Katzenwäsche, Füße einsalben, Sachen packen, buen Camino.

Die morgendliche Luft ist mild und erfüllt uns mit neuer Energie. Der Weg schlängelt sich durch die Landschaft und es duftet nach Meer, verschiedenen Blüten und Tieren. Wir genießen die Natur in vollen Zügen! Auf einem Baumstamm an einer Weggabelung legen wir unsere erste Pause ein. Auf einer Wiese nebenan sitzen zwei Pilgerinnen auf Baumstümpfen an einem ,,Tisch “ was eher ein landwirtschaftliches Utensil ist. Ariane, eine Pilgerin aus Hamburg, gesellt sich zu uns. Wir haben uns schon gestern Abend intensiv ausgetauscht und intensivieren in diesem Moment unsere Gespräche. Gegen Mittag erreichen wir einen ,,Pilger Hotspot“, an dem ein Pilger Freund einen kleinen Tisch am Wegesrand aufgestellt hat und dort Kaffee, Tee, Wasser, Kuchen und Orangen für eine freiwillige Spende anbietet. Als wir dort ankommen, sind schon 2 Pilger*innen dort und im Laufe der Zeit werden es immer mehr. Es entsteht eine fast unbeschreibliche Camino-Stimmung. Verschiedene Nationalitäten treffen sich hier und es wird wild in allen möglichen Sprachen kommuniziert. Ich liebe soetwas! Wenig später erreichen wir einen Abschnitt des Jakobsweges, der absolut ursprünglich ist. Vielleicht schon mehrere hundert oder sogar tausend Jahre alt. Über große, rund gelaufene Steine, geht es ca. 500 m abwärts. Unten angekommen erwartet uns ein toller Blick über das Tal mit den verschiedenen Straßen, Brücken und Weinbergen. Im Hintergrund erheben sich die Berge. Ich bekomme eine Gänsehaut bei diesem Anblick und bin wieder einmal in tiefer Dankbarkeit über dieses Glück, das ich erleben darf.

In Orio etwartet uns eine Art Dorffest und wir sind, nachdem wir heute stundenlang durch die stille Natur gelaufen sind, komplett überfordert. Es ist laut, überall sind Menschen, der gelbe Pfeil ist nicht mehr zu sehen und wir brauchen noch unbedingt Verpflegung! Als wir endlich alles erledigt haben und wieder aus dem Ort raus sind geht es uns schon besser. Übrigens ist mein Knöchel wieder geheilt. Bisher hatte ich keine weiteren Probleme.

Kurz vor unserem Ziel, entdecken wir eine Bank mit spektakulärer Aussicht. Wir gönnen uns noch eine weitere Psuse, bevor wir den Abstieg in den Ort Zarautz antreten. Die ersten Schritte sind nach einer Ruhepause immer die schlimmsten, aber nach kurzer Zeit geht es wieder und der Fokus liegt auf den schönen Dingen, die uns umgeben. Wir laufen und laufen und laufen…..es müsste doch schon die Herberge aufgetaucht sein. Hmmm…. wir vergewissern uns mit Hilfe von ,,Tante Google “ und stellen fest, dass wir schon an unserem Ziel vorbeigelaufen sind. Oh man, das ist nicht besonders erheiternd, wenn einem die Füße brennen und man einfach nur noch ankommen möchte. Irritiert stehen wir vor einem Gebäude, das komplett von einem Baugerüst umgeben ist. Verzweifelt suchen wir nach einem Eingang. Eine Frau spricht uns an, ob wir reserviert hätten. Kleinlaut sagen wir:,,No“. Ich frage, ob sie trotzdem zwei Betten für uns hat. Die Antwort lautet:,,Ja“. Uns fällt ein Stein vom Herzen! Nachdem wir eingecheckt, die große und die kleine Wäsche absolviert haben, gehen wir zum Abendessen. Die Atmosphäre ist sehr ausgelassen und entspannt und wir befinden uns mit hunderten von Spaniern an der Promenade in mehrere aneinander gereihten Restaurants. Unsere Stimmung ist in diesem Moment so herzlich und offen, dass sich ein schon längst überfälliges Gespräch ergibt. Ich kann gar nicht beschreiben, wie dankbar und glücklich ich darüber bin.

Erkenntnis des Tages: Es kommt alles zum passenden Zeitpunkt.

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