Angekommen Langsam lasse ich die Stadt Santiago de Compostela hinter mir und begebe mich heimwärts.…
Etappe 30: Novellana – Cadavedo ca. 17 km
Viel Grün und ein feucht, fröhliches Ende
Heute Morgen ist mal ein anderer Ablauf. Katzenwäsche, Verzehr eines liebevoll hergerichteten Frühstücks, Füße salben, Sachen packen und los. Wir verabschieden uns von Claudia, Jessica und dem süßen Kater. Nici kann zum Glück auch wieder besser laufen. Die Erholung hat sich also rentiert.
Einen Kilometer müssen wir anfangs zurück laufen, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Dann geht es gleich über einen weichen Grasweg abwärts in den Wald hinein. Die Luft ist feucht, es ist mild und alles duftet sehr intensiv nach feuchter Erde, Nadelbäumen und Eukalyptus. Erfrischend! Es ist kein Verkehr zu hören, nur die verschiedensten Vogelstimmen. Insgesamt vier bis fünf Mal überqueren wir einen Bachlauf. Teilweise ist es nicht so einfach, trockenen Fußes hindurch zu kommen. Die Natur des Waldes zieht uns in seinen Bann und wir fühlen uns entspannt und wie in einem verwunschenen Urwald. Ab und zu kommen wir durch kleine Dörfer und die älteren Dorfbewohner wünschen uns einen guten Weg, währendsie ihre Gartenarbeitenverrichten. Auch die rauhe Küste wird wieder sichtbar und es tauchen fast unberührte, unzugängliche Buchten auf.
Kurz vor unserem Ziel entdecken wir ein Schild, auf dem ,,Sportmassage“ und eine Mobilnummer steht. Nici zögert nicht lange und notiert sich die Nummer. Nachdem wir uns in unserer Behausung eingerichtet haben, kontaktiert sie den Masseur und wird sogar wenig später abgeholt. Sie bekommt tatsächlich eine einstündige Behandlung und kommt als quasi neuer Mensch zurück. Kurz darauf treffen drei Pilger in der Herberge ein wir kommen gleich ins Gespräch. Wir sind im ,,Flow“. Ein Deutscher, ein Grieche und ein Schwede. Die Situation und die Gespräche sind ungezwungen und trotzdem vertraut, weil wir einander verstehen. Das ist vielleicht auch eine Art Magie, die man nur nachvollziehen bzw. empfinden kann, wenn man einmal selbst auf einem Camino war.
Wir verabreden uns alle gemeinsam zum Abendessen in der einzigen Bar des Ortes. Es dauert nicht lange und es entstehen sehr schöne Gespräche. Insbesondere Frank aus Deutschland, der seit Jahren in Kopenhagen lebt und als Koch zur See gefahren ist, erzählt uns sehr viele spannende Geschichten aus seinem Leben. Wir lachen viel und die Leichtigkeit hat ihren Platz gefunden. Zur späteren Stunde kommt eine Horde Frauen rein, die offenbar einen Junggesellininabschied feiert. Die Stimmung kocht hoch. Mit Musik wäre dieser Abend sicherlich komplett eskaliert, aber als brave Pilger verlassen wir sehr spät, um 23:30 Uhr das Lokal. Es war ein wunderbarer Abend im ,,Real Caminostile“.
Erkenntnis des Tages: Geh‘ nach Rom, wenn du den Papst treffen willst. Geh‘ nach Jerusalem, wenn du Jesus treffen willst. Geh‘ auf einen Camino, wenn du dich selbst treffen willst.