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Etappe 35: Gondán – Abadín ca. 34 km

Das hat sich gelohnt.

Dichter Nebel bedeckt heute Morgen immernoch das Tal und ich sehe, wie sich am Horizont die Sonne durchkämpft. Die Luft ist feucht und mild. Es duftet nach Natur. Nach und nach verzieht sich der Nebel und es bietet sich mir ein wunderschönes Naturschauspiel mit verschiedenen Grüntönen, die durch das Sonnenlicht aktiviert werden. Im ca. 8 km entfernten Ort, finde ich eine Bar, in der ich mein Frühstück inklusive schwarzen Treibstoff bekomme. Toast mit Tomatenpaste und einen großen Kaffee.

Anschließend gehe ich gut gestärkt nach Mondoñedo. Auf dem Weg dorthin, entdecke ich ein B und ein R auf dem Asphalt. Da das die Initialen von Nici und mir sind, hinterlasse ich ihr einen Gruß in Form von einem Herz aus Kieselsteinen.

Ab Mondoñedo soll es heute absolut steil bergauf nach Abadín gehen. Den etwas mildern Anstieg bin ich einmal zu Fuß gegangen und einmal mit dem Fahrrad gefahren. Heute wähle ich den wohl härtesten Anstieg des gesamten Caminos, also die steilere Variante der beiden Wege. Während ich noch an einer Kreuzung stehe und drei italienischen Pilgern die Alternativen zeige, steht plötzlich Silvia hinter mir, eine Pilgerin aus Potsdam. Als ich ihr von meinem steilen Plan erzähle, sagt sie: ,,Wenn ich diesen Abschnitt nicht alleine gehen muss, würde ich gerne mitkommen.“ Ich bin einverstanden und wir machen uns auf den Weg. Zuerst müssen wir allerdings noch Verpflegung besorgen, da es dort oben auf dem Berg nichts gibt.

Nachdem wir noch ein wenig herum irren, finden wir endlich die richtige Richtung. Wir sind so in Gespräche vertieft, dass wir ein paar Mal den Abzweiger verpassen. Irgendwann müssen wir tatsächlich ein ganzes Stück durch Gestrüpp laufen, da der Weg sehr zugewachsen und kaum noch sichtbar ist. Dann endlich: gelbe Pfeile und Muschelzeichen! Jetzt können wir uns endlich entspannen. Naja, geistig jedenfalls. Es dauert nicht lange, da beginnt die krasse Steigung und zieht sich über ca. 4 km hin. Die Sonne brennt und wir müssen immer wieder stehen bleiben, um kurz Kraft zu tanken. Als wir endlich völlig durchgeschwitzt oben angekommen sind, bietet sich ein toller Blick über die Landschaft und es gibt hier oben tatsächlich einige Wildpferde. Sie liefern uns sogar eine kleine Performance und galoppieren ziemlich nah an uns vorbei. Wir sind uns in diesem Moment einig: Das hat sich gelohnt!

Von jetzt an geht es die letzten Kilometer eher entspannt bis zur Herberge. Ich entscheide mich, mit in Silvias Unterkunft zu gehen. Dort treffe ich überraschend Ariane aus Hamburg wieder! Was für eine Freude! Frank und Johann sind auch hier und so verbringen wir gemeinsam einen sehr schönen Abend mit selbst gekochtem Essen in wunderbarer Atmosphäre.

Erkenntnis des Tages: Nachdem die Sicht vernebelt war, sehe ich wieder klar.

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