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Etappe 39: Sobrado – Salceda ca. 33 km

Partnerlook und mucho calor (viel Hitze)

Damit ich bei dem Krach überhaupt schlafen konnte, habe ich mir die Ohrstöpsel ganz fest ins Ohr gedrückt. Vor dem Schlafen hatten Johann und ich noch einen Lachflash, weil der Pilger unter ihm so lustig geschnarcht hat und Johann sich jedesmal erschrocken hat. Übrigens habe ich gestern Abend und heute Morgen Thomas (den Barfußläufer) nochmal im Kloster getroffen. Wir haben uns sehr darüber gefreut und uns nochmal feste zum Abschied gedrückt. Unglaublich, wie schnell man Menschen ins Herz schließen kann.

Ich bin sogar schon vor meinem Wecker um 6 Uhr wach. Heute steht nochmal eine lange Etappe an und es soll richtig heiß werden, also starte ich früh. Im Restaurant nebenan, bekomme ich ein gutes Frühstück. Dann gehe ich im kalten Wind los. Schon bald werde ich von einem Pilgerpärchen überholt und beobachte, wie ein schwarzer Hund auf der Straße sitzt und den Mann angreifen will. Der Mann kann gerade noch den Hund mit seinem Wanderstock fernhalten. Sofort bekomme ich Schweißausbrüche und überlege, wie ich da jetzt vorbeikommen kann. Da sehe ich hinter mir drei Pilger*innen kommen und warte auf sie. Dann schließe ich mich ihnen an und wir gehen gemeinsam an dem unzufriedenen Hund vorbei, dem das gar nicht gefällt. Ein bisschen. Mulmig ist uns schon dabei, aber es geht alles gut. Danach komme ich mit den beiden älteren Pilgerinnen ins Gespräch und interessiere mich für ihr Outfit, denn sie sind im Partnerlook unterwegs. Die beiden Däninen erzählen mir, dass sie Schwestern sind und das gleiche Outfit zum Spaß tragen. Sie erzählen auch, dass es schon ihr dritter Camino sei und sie auch alle gemeinsam bewältigt haben. Nun möchten sie sich aber zukünftig lieber dem Omasein widmen. Auf dem Primitivo mussten sie einmal über 40 km laufen und kamen abends erst im Dunkeln an. Zwischendurch mussten sie sich an einem Berg entlang hangeln und sich die Schuhe ausziehen, weil das Wasser dort zu hoch stand. In den Pfützen befand sich allerdings auch Kuhdung. Bei dieser Vorstellung hat es mich ein wenig geschüttelt. Aber die beiden älteren Damen haben es mit Humor genommen.

Nach meiner zweiten Fühstückspause treffe ich nochmal Manon und Frank. Ich freue mich, die beiden zu sehen. Leider sind die beiden einfach viel zu schnell für mich und so trennen sich unsere Wege schnell wieder.

Der 10 km lange Weg, von Boimil bis nach Arzúa, ist sehr ermüdend für mich, weil er auf einer Asphaltstraße entlangführt und meistens nur geradeaus verläuft. Hoch und runter geht es natürlich auch wieder. In Arzúa ist es Zeit für eine Mittagspause. Meine Füße freuen sich auch darüber. Inzwischen ist es schon richtig warm geworden. Zufällig kam heute auch noch eine Nachricht von Anne und Tobi, die in Arzúa einen Pausentag einlegen. Wir verabreden uns zum Mittagessen. Große Freude beim Wiedersehen! Wer hätte das gedacht? Wir tauschen uns aus und genießen die Paella. Ich bekomme sogar eine vegane und werde richtig satt. Schön und viel zu kurz war die Zeit mit den beiden, denn ich muss leider weiter, damit ich nicht zu spät mein Ziel erreiche.

Inzwischen sind die Temperaturen auf 37 Grad in der Sonne gestiegen. Ich bin froh, dass der Weg überwiegend im Schatten der Bäume verläuft. Es ist aber trotzdem unglaublich anstrengend! Einziger Vorteil: Ich bin fast alleine auf dem Weg, der hier eigentlich sehr überlaufen ist, weil in Arzúa drei Caminos zusammenlaufen zum Frances, auf dem dann ALLE nach Santiago de Compostela gehen. Ich sehe Fahrradfahrer, die sich wie wir im letzten Jahr, die Berge hochquälen. Die Hitze zehrt an mir und die Füße schmerzen. Ich zähle die Kilometer auf den Monolithen, die hier in Galicien bis nach Santiago rückwärts zählen. Irgendwann erreiche ich endlich erschöpft mein Ziel. Albergue La Corona. Zum Glück bin ich alleine hier. Haha! Scheinbar ist es eine neue Herberge und ich fühle mich hier sehr wohl. Morgen geht’s auf, zu den letzten 27 km. Dann ist es endlich geschafft! Ich freue mich schon auf morgen.

Erkenntnis des Tages: Der Camino lässt dich wachsen.

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