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Etappe 4: Zarautz – Itziar ca. 17,4 km

Faszination Bergwelt & Camino

Nach einer etwas unruhigen Nacht, sind wir früh auf den Beinen. Wir hatten Glück und es gab nur einen Schnarcher in unserem Zimmer. Als wir aus der Herberge kommen, empfängt uns frische, milde Luft und ein strahlend blauer Himmel. Es könnte nicht besser sein, da sind wir uns einig. Wir entdecken schon bald ein geöffnetes Café, wo wir sogar ein passendes Frühstück mit Meerblick genießen können. Wir sind voller Vorfreude auf den heutigen Tag und die uns bevorstehenden Bergetappen. Gleich zu Anfang geht es steil bergauf, doch wie immer werden wir oben mit einem grandiosen Blick auf die Bucht von Zarautz belohnt.

Danach geht es wieder ein Stück auf einem ursprünglichen Teil des Jakobswegs mit groben, rundgeschliffenen Steinen. Rechtsseitig haben wir fast permanent einen Blick auf den Atlantik, der sich heute besonders schön in tiefem blau zeigt. Es geht weiter durch Weinberge, Kiefern- und Eukalyptuswälder. Ständig wechselt die Landschaft von jetzt auf gleich und wir kommen uns vor, wie in einem ,,Vergnügungspark“. Was uns wohl hinter der nächsten Ecke erwartet? Es kann doch nicht mehr schöner werden, doch das ist ein Trugschluss! Die Landschaft hat uns vollends in ihren Bann gezogen. Wir treffen eine Pilgerin aus Holland, die nach einem kurzen Austausch, während des Gehens, schnellen Schrittes davon pilgert. Wir kommen uns in unserer Langsamkeit etwas komisch vor, weil sie mindestens 10-15 Jahre älter ist als wir. Egal, der Weg ist das Ziel. Übrigens haben Nici und ich ein ähnliches Tempo, so dass es für uns beide sehr angenehm ist, zusammen zu laufen. Nach einer stärkenden Mittagspause und einem kleinen Vogelschiss, geht es prompt wieder steil bergauf. Das Glück ist quasi von oben gekommen. Mehr Glück geht doch eigentlich gar nicht, denke ich bei mir. Die Sonne brennt und es gibt kaum Schatten. An einem Rastplatz entdecken wir einen Verkaufsstand mit Früchten, Getränken und Eis. Wir möchten 2 Orangen und 2 Äpfel. Nachdem Nici einen Obolus in die Kasse gesteckt hat, packt uns der Mann noch weitere 4 Orangen und 2 Äpfel ein. Er fragt, wo wir her kommen und wünscht uns einen guten Weg. Wir sind ganz gerührt von dieser Begegnung und dass der Rucksack nun um einiges schwerer geworden ist, stört uns nicht bzw. Nici, denn sie hat alles eingepackt.

Die heftigen Steigungen machen uns heute sogar Spaß. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich hier letztes Jahr mit dem Fahrrad gefahren bin. Am späten Nachmittag erreichen wir die Pension, in der ich letztes Jahr auch schon mit Josi war. Wir bekommen die Suite. Der Herbergsvater kann sich sogar noch an mich erinnern. Wir werden von ihm mit dem Auto zu einem 3 km entfernten Truckstop zu Abendessen gefahren. Diese Raststätte ist sehr rustikal und das wirkt sich auch auf die Gäste aus. Hinter uns sitzen zwei junge deutsche Mütter mit zwei kleinen Kindern. Irgendwann lässt die eine Mutter einen so lauten Rülps los, dass sogar die Trucker am Nebentisch beeindruckt lachen müssen. Kurz darauf dringt einen unüberhörbarer Furz in unsere Ohren. Dieses Geräusch kam nun aber von einem anderen Tisch. Wir sind so peinlich davon berührt, dass wir Tränen lachen.

Erkenntnis des Tages: Der Camino wirkt.

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