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Etappe 5: Itziar – Markina 32,2 km

Tag der Helferlein

Wir entscheiden uns, den Tag gemütlich und langsam angehen zu lassen und gönnen uns vor dem Frühstück einen Kaffee im Bett unserer ,,Suite“. Es soll heute sonnig und heiß werden, da wäre es wohl klug gewesen, sich einen Wecker zu stellen, um die Kühle am Morgen auszunutzen, zumal unsere gewählte Etappe auch nicht besonders kurz ist. Das soll uns später noch zum Verhängnis werden….

Als wir losgehen, ruft der Herbergsvater uns noch ein: ,,Buen camino,“ hinterher. In Deba werden wir gleich von vier Spanier*innen angesprochen, die uns helfen, den richtigen Weg zu finden. Normalerweise verläuft der Camino nämlich über eine Brücke, aber diese ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Also müssen wir einen Umweg von ca. 3 km laufen. Später erfahren wir, dass man die Brücke sehr früh am Morgen hätte überqueren können, bevor die Bauarbeiten begonnen werden. Solch ein, für Pilger*innen, langer Umweg ist nicht besonders erheiternd, wenn man weiß, was sowieso schon an Wegstrecke auf einen wartet. Es wird immer heißer und wir kämpfen uns die steilen Anstiege hinauf. Viel schlimmer ist allerdings das abwärts Gehen, bei einer Neigung von ca. 15-20 %. Der Rucksack schiebt und die Beine müssen hart abbremsen. Das ganze Gewicht lagert auf den Vorderballen. Nach 15 km tun uns schon ordentlich die Füße weh. Mit jedem Schritt wird es mehr. Das Höhenprofil zeigt heute insgesamt über 2300 Meter an und es gibt endlose Steigungen durch Serpentinen.

Es gibt viele Highlights am Wegesrand, wie Esel, Pferde, Kapuzinerkresse und sogar wilde Erdbeeren. Das muntert uns zwischendurch immer wieder auf, wenn der Schmerz in den Füßen unerträglich wird! Kurz vor dem Ziel hilft uns nochmal ein Mann, den richtigen Weg zu finden und als wir in Markina ankommen, sieht eine Spaziergängerin, wie wir erschöpft die Straße entlang wanken. Es ist bereits 19:30 Uhr. Sie spricht uns an und begleitet uns bis zur Herberge, das Kloster im Ort. Auf dem Weg dorthin zeigt sie uns sogar noch eine besondere Kirche, die um zwei Felsen herum gebaut wurde. Darunter befindet sie eine Statue und das Taufbecken. Leider können wir nur sehr wenig von ihren Erklärungen verstehen. Sie begleitet uns bis zum Kloster und will sich vergewissern, dass wir einen Schlafplatz bekommen. Herzerwärmend. Es sind noch zwei Betten frei. Erleichterung macht sich breit. Jetzt haben wir noch zwei Stunden Zeit zum Duschen, Wäsche waschen und Essen. Etwas hektisch, aber wir schaffen es. Im Restaurant machen sich zwei Pilger über unsere vegane Ernährungsweise lustig. Als wir ihnen erzählen, dass wir heute 32 km gelaufen sind, lenken sie ein und sagen: ,,Yes, you’re looking realy healthy“!Nach dem Essen sind wir schon auf dem Weg zur Herberge zurück, da kommt plötzlich die Bedienung aus dem Restaurant hinter uns hergerannt, mit Nicis Mütze in der Hand. Sie hatte sich beim Essen schon so rührend um uns bemüht. Toll! So viele liebe Menschen, denen wir heute begegnen durften.

Humpelnd und mit schmerzenden Füßen erreichen wir um 21:50 Uhr die Herberge. Gerade noch Zeit, die Zähne zu putzen, bevor die Tür abgeschlossen wird und das Licht aus geht.

Erkenntnis des Tages: Der Weg gibt.

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