Angekommen Langsam lasse ich die Stadt Santiago de Compostela hinter mir und begebe mich heimwärts.…
Etappe 6: Markina – Olabe ca. 18,5 km
Eine kuriose Begegnung.
Als ich wach werde, sind schon fast alle Betten leer. Nici erzählt mir, dass sie kaum schlafen konnte, da ihre Füße so gebrannt haben. Ein Mann hat sehr laut geträumt und auf Spanisch gerufen, was mich trotz Ohrstöpsel noch lange wach gehalten hat. Es folgt die immer gleiche Prozedur: Katzenwäsche, Füße einsalben, Sachen packen, buen camino.
Draußen vor dem Kloster empfängt uns kalte, feuchte Luft. Die Bergspitzen sind in dichten Nebel gehüllt. Wir entdecken ein kleines Café auf der anderen Straßenseite. Die gestrige Etappe hat uns so viel Kraft gekostet, dass wir nach dem ersten Frühstück ein zweites Frühstück bestellen. Gut gestärkt geht es los. Die Wegführung ist wunderbar und wild romantisch. Fadt den gesamten Tag über werden wir vom Plätschern eines Baches begleitet. Es geht durch Wälder, Wiesen, Dörfer und natürlich hoch und runter. Irgendwann erreichen wir eine Kirche. Nach der Besichtigung begegnen wir vor dem Tor einem Priester. Zumindest sieht er auf den ersten Blick so aus. Er trägt eine weiße Robe, eine blaue Strickjacke und nur einen Zahn. Mir ist diese Erscheinung schon irgendwie suspekt. Er will mich umarmen, aber ich lehne freundlich ab. Er kommt mir immer wieder zu nahe und ich halte ihn mit meinem Wanderstock vor mir auf Abstand. Trotzdem ergattert er noch ein Selfi mit uns, bei dem er unsere Köpfe an seinen drückt. Ein gequältes Lächeln. ,,So, jetzt ist aber gut“, denke ich und wir manövrieren uns geschickt aus der Situation. Bloß schnell weiter….. Später erzählt uns eine Pilgerin, dass sie sogar noch mehr von diesem besagten ,,Priester“ bedrängt wurde. Und soetwas auf dem Camino!!!
Im nächsten Ort finden wir ein Restaurant und bekommen eine riesige Portion Kichererbsen. Jetzt ist die Laune wieder besser. Die letzten Kilometer bis zur Herberge sind sehr anstrengend. Die Sonne brennt, die Füße sind müde und es gibt fast nur noch asphaltierte Wege. Nach der anfänglichen Euphorie der ersten Tage, kehrt langsam Stille ein. Schweigend stapfen wir hintereinander her. Man hört nur die Geräusche der Natur, unser angestrengtes Atmen und das gleichmäßige Tok – Tok – Tok unserer Wanderstäbe auf dem Asphalt.
Erkenntnis des Tages: Der Weg gibt Klarheit und Mut.