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Etappe 7: Olabe – Eskerika 20,9 km

Dicke Luft und Lachflash.

Am gestrigen Abend durften wir unser erstes gemeinsames Pilgerdinner mit insgesamt 8 verschiedenen Nationalitäten genießen. Wir saßen alle gemeinsam an einer großen Tafel zum Essen. Es herrschte ein reger Austausch und wir erfuhren in diesem Zusammenhang, dass eine der Pilgerinnen aus Itzehoe kommt und in Heide arbeitet. Auf ihre Frage, was mich von Dithmarschen hierher in die Pampa verschlagen hat, erzähle ich ihr von meinem ersten Camino 2019 und dass ich letztes Jahr mit dem Rad von zuhause aus nach Santiago gefahren bin. Daraufhin sagt sie begeistert: ,,Davon habe ich in der DLZ gelesen“. Ich denke: ,,Die Welt ist ein Dorf“. Vor dem Schlafengehen singen Nici und ich spontan ,,Guten Abend, gute Nacht“.

Für mich war die Nacht nicht besonders erholsam, denn die grelle, grüne Lampe, die über der Tür den Notausgang markiert, scheint genau auf mein Bett und in mein Gesicht. Ich habe mit meinem Handtuch auf dem Gesicht geschlafen. Das hat aber nur bedingt geholfen. Dafür war es wenigstens ruhig.

Ich wache mit Kopfschmerzen auf und mein Rücken schmerzt. Nur langsam kann ich mich aus dem Bett bewegen. Ich komme mir vor, als wäre ich über Nacht 20 Jahre gealtert. Dann sehe ich Eva, eine Pilgerin, die wirklich mindestens 20 Jahre älter ist als ich, wie sie mit Leichtigkeit aus ihrem Hochbett klettert und in seelenruhiger Routine ihre Sachen packt. ,,Wow – bewundernswert!“ Nach dem gemeinsamen Frühstück machen wir uns alle nacheinander auf den Weg.

Es ist noch frisch, aber im Laufe des Tages wird es immer wärmer und in der Ferne hören wir ein Donnergrollen. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch und diese gewittrige Wärme macht das Wandern sehr anstrengend. Nach ca. 8 km erreichen wir Gernika, die heilige Stadt der Basken. Auf einem schönen Platz bereiten wir uns unser Mittagessen auf einer Bank neben einem Mülleimer und einem Brunnen zu. Praktisch. Leider befindet sich das berühmte Gemälde ,,Guernica“ von Pablo Picasso in Madrid und nicht hier in Gernika. Dafür hätten wir gerne einen kleinen Umweg in Kauf genommen. Apropos Umweg. Heute morgen sind wir einmal falsch abgebogen und stehen plötzlich auf einem Privatgrundstück vor einem Haus. Eine ältere Dame kommt raus und schickt uns durch ihren Garten weiter auf den Weg. Wir fühlen uns sicher, doch auf einmal sehen wir die alte Steinbrücke, über die wir vor einer halben Stunde schon gelaufen sind. Wie blöd! In Gernika verlieren wir auch nochmal kurz den Weg. Die Luft wird immer stickiger. Als wir endlich aus der Stadt raus sind, geht es wieder lange steil bergauf. Am frühen Nachmittag sind wir schon ziemlich erledigt. Nici sagt: ,,Meine Füße schreien“. Ich weiß genau was sie meint! Zu allem Übel gibt es auf einem Abschnitt mit grobem Schotter noch eine gratis ,,Fußsohlen-Massage“. Als wir in einem Waldstück wieder steil bergab müssen, sind die Schmerzen fast unerträglich. Da bekommen wir beide einen Lachflash und kriegen uns eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr ein. Abgesehen davon, dass Lachen generell gut tut, bemerken wir erst beim Abklingen, dass uns während des Lachens überhaupt nicht mehr die Füße weh taten. Doch der Schmerz holt uns bald wieder ein. Wie auf Eiern laufen wie zur Herberge und bekommen zum Glück die zwei letzten Notbetten. Wir hätten auch keinen Meter mehr gehen können! In der Herberge haben wir nach 7 Tagen endlich die Möglichkeit, eine Waschmaschine und einen Trockner zu benutzen. Als der Herbergsvater uns unsere Wäsche zurück gibt und das Flusensieb reinigt, findet er meinen Personalausweis. Ups!? Was für ein Glück, dass er ihn gefunden hat! Den hatte ich wohl in der Hosentasche vergessen. Ich sage neckisch: ,,It’s a german passport“. Unkaputtbar. Er lacht.

Erkenntnis des Tages: Die Welt ist ein Dorf.

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