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Etappe 8: Eskerika  – Bilbao ca. 25,3 km

Footspa

In der Nacht hat es geregnet. Dichter Dunst hängt über den Bergen und verhüllt ihre Kuppen. Dagmar, aus Lüneburg, hat sich gestern in der Herberge auf der Treppe vertreten. Sie humpelt an meinem Bett vorbei. ,,Das sieht nicht gut aus“, denke ich. Sie erzählt, dass sie heute mit dem Taxi nach Bilbao fahren wird, dort 3 Tage Pause macht und hofft, dass ihr Fuß bis dahin wieder belastbar ist. Sonst muss sie abbrechen und dabei hat sie sich seit zwei Jahren auf den Camino gefreut, da ihr 2020 Corona schon einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Es tut mir so leid für sie, dass mir sogar kurz die Tränen in die Augen schießen. Alle reden ihr gut zu und sind sehr hilfsbereit. Wir haben Nummern ausgetauscht und hoffen sehr, dass wir sie nochmal wieder sehen!

Nach dem üblichen Procedere: Katzenwäsche, Füße einsalben, Sachen packen und frühstücken, geht es heute früh auf die Piste. Die Luft ist feucht und der Weg ist teilweise sehr glatt. Wir rutschen ein paar mal weg. Jetzt bloß vorsichtig! Ich denke an Dagmar und wie schnell so ein Trip zuende sein kann….

Anfangs ist die Vegetation noch sehr schön und urwaldartig, doch wir gehen fast permanent auf hartem Untergrund. Als gegen Mittag die Sonne rauskommt, wird es sehr heiß und stickig. Eine Temperaturanzeige zeigt 30 Grad an. Vor Bilbao müssen wir noch einmal einen steilen Anstieg bewältigen. Oben angekommen, erwartet uns zwar kein grandioser Ausblick, aber dafür eine Fußdusche (Footspa). Etwas zögerlich wagen wir es, diese ungewöhnliche Konstruktion auszuprobieren. Das Wasser ist sehr kalt und wir quietschen und jauchzen vor lauter Lauter. Das tut gut! Dann geht es steil bergab in die Stadt Bilbao. Unten angekommen, brennen die Füße wieder so sehr, dass wir direkt zu einem ausgewählten Restaurant gehen. Nach dem Essen sind wir so kaputt und müde, dass wir verzweifelt nach der nächsten Herberge googeln. Da entdecken wir auf der anderen Straßenseite eine Pension. Vorsichtig drücke ich den Klingelknopf. Niemand meldet sich. Da kommen zwei Spanier und drücken den Knopf auf der anderen Seite. Eine Stimme ertönt aus dem Lautsprecher und die Tür öffnet sich. Nici sagt: ,,Und nun?“ ,,Nun gehen wir mit rein“, sage ich. Unsicher folgen wir den Männern durch das dunkle Treppenhaus. Im ersten Stock steht die Tür offen. Sie gehen rein. Vorsichtig warten wir ab, was passiert. Eine Frau kümmert sich um uns. Die Pension sieht aus wie eine riesige Wohnung mit mehreren Zimmern. Alles etwas abgerockt und im ersten Moment etwas unheimlich. Insgesamt wirkt alles nicht sehr vertrauenserweckend. Dann die erlösende Nachricht: Es gibt noch ein Zimmer für uns! Erleichtert atmen wir auf! Wir möchten auch heute keinen unnötigen Schritt mehr gehen. Im Vergleich zu den Unterkünften in den Dörfern, ist es hier, mitten in der Stadt, allerdings sehr laut und geschäftig. Das ist etwas ungewohnt, nachdem wir uns schon sehr an die Stille gewöhnt haben.

Erkenntnis des Tages: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Footspa
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