https://youtu.be/gVI3GBf6A0I
Etappe 41
Saint-Agnant – Soulac ca. 78 km
Sumpf-Moor, Strand-Wald, Fährüberfahrt und immer auf den letzten Drücker.
An diesem Morgen liegt noch ein feiner Nebel über den sumpfigen Wiesen und es ist bedeckt, aber warm. So wie wir noch am wach werden sind und uns gerade einen Kaffee kochen wollen, kommt die gute Fee vom Campingplatz mit einem Tablett zu uns ans Zelt, auf dem 2 Becher mit frischem Kaffee und 4 Stücke Zucker liegen. Wir freuen uns so doll darüber und kriegen uns gar nicht wieder ein. Kaffee-Service ans Bett! Hammer!
Die ersten Kilometer sind flach und die kleine Teerstraße verläuft geschwungen durch die Landschaft, die uns an das Dörplinger und Dellstedter Moor erinnert. Es ist perfektes Radlerwetter. Kein Wind, bedeckter Himmel und 24 Grad. Wir befinden uns die ganze Zeit auf einer Landstraße und kommen schnell voran, bis ich ein Schild mit dem Vélo Zeichen entdecke, welches uns auf einen sehr holprigen Weg führt. Wir roeddern also diesen Weg entlang, werden wieder ordentlich durchgeschüttelt und ich habe schon ein komisches Gefühl dabei. Wir schauen nach ein paar Kilometern nach und stellen fest, dass wir diese Ruckelstraße komplett wieder zurück müssen. Ich denke mir: Manchmal ist es besser, etwas zu übersehen.
Irgendwann kommen wir wieder über eine Brücke, die zum Glück ungefährlich ist und auf der anderen Seite ändert sich schlagartig die Landschaft. Wir fahren wieder durch Nadelwälder, die von Dünen umgeben sind. Teilweise auch wieder direkt an der Strandpromenade entlang. Unsere Mittagspause verbringen wir auf einer kleinen Düne und ein Passant findet, dass das ein Motiv wert sei, und fotografiert uns. In Royan, wo es über die Gironde geht, wollen wir die zweite Pause einlegen und hatten schon ein veganes Restaurant ausgesucht. Als wir dort ankommen, heißt es, dass es erst wieder ab 19 Uhr etwas zu essen gibt. Die Betreiberin spricht zufällig Deutsch, das macht es etwas leichter. Nun gut, wir bestellen nur etwas zu trinken. Ich recheriere derweil nach den Fährabfahrtzeiten und stelle fest, dass die nächste Fähre schon in 30 Minuten geht. Ups….dann mal schnell austrinken und los! In der Ferne sehen wir sie schon kommen und es beginnt eine Art Wettfahrt zum Anleger. Wir strampeln ordentlich, klingeln die Fußgänger vom Radweg, schauen immer wieder nach links zur Fähre und düsen einmal um die lang gezogene Bucht, um völlig außer Atem und auf den letzten Drücker die Fähre zu erreichen. Die Überfahrt dauert nur 20 Minuten (gute Verschnaufpause) und auf der anderen Seite entdecken wir plötzlich lauter Jakobsmuschel-Zeichen am Wegesrand. Wie schön!
Nach weiteren 10 km erreichen wir Soulac und sind völlig unterzuckert und hungrig. Es ist inzwischen 17:50 Uhr. Wir klappern alle Restaurants ab, aber immer wieder die selbe Antwort : ,,In Frankreich gibt es erst um 19 Uhr dinner“. Dass wir das nach vier Wochen in Frankreich immer noch nicht wissen – lach. Da entdecken wir eine Pommes Bude und schlagen zu. Nachdem wir bezahlt haben, schließt der Laden. Wieder auf den letzten Drücker. Leicht gestärkt geht es noch zum Einkaufen und dann zum Campingplatz, den wir um 19:15 Uhr erreichen. Die Frau an der der Rezeption erklärt uns, dass alles voll sei und eigentlich auch schon Feierabend ist, aber sie könnte uns den Notplatz anbieten, der, wie wir finden, total lauschig ist. Auch hier kommen wir wieder auf den letzten Drücker und wieder meint man es gut mit uns. Das gehört wohl auch zur Magie eines Jakobsweges.
Erkenntnis des Tages: Manchmal ist es besser, etwas zu übersehen und sich auf seine Intuition zu verlassen.
Zusatz: Habe soeben vom Hospiz erfahren, dass aufgrund des Zeitungsartikels in der DLZ, die Spendensumme auf 4000 € gestiegen ist. WOW! Und irgendjemand ist verrückt und hat 1000 € auf einmal gespendet! Wir sind ganz geflasht und gerührt, dass dieses Projekt so viel Anklang findet! Das motiviert umso mehr!!!
Gute Nacht zusammen….